Die wahre Geschichte des Fischers und seiner Frau
Frei nach den Gebrüdern Grimm
Es waren einmal ein Fischer und seine Frau, die wohnten zusammen in einer kleinen Fischerhütte, dicht an der See, und der Fischer ging alle Tage hin und angelte und angelte und angelte.
Oft genug kam er in die kleine, stinkige Hütte zurück und hatte keinen Fang. Da blieb den beiden nichts anderes übrig, als sich von Luft und Liebe zu ernähren. Liebevoll schlossen sie sich in die Arme, streichelten ihre Körper und küssten einander. Sie vereinigten die glühenden Leiber und schleckten nach gemeinsamer Ekstase ihre Liebessäfte. Damit ließ sich der Hunger eine Zeit lang vergessen.
Wieder einmal saß der Fischer mit seiner Angel und sah immer in das klare Wasser hinein: und so saß er nun und saß.
Da ging die Angel auf den Grund, tief hinunter, und als er sie heraufholte, da hatte er einen grossen Butt daran hängen. Da sagte der Butt zu ihm: "Hör mal, Fischer, ich bitte dich, lass mich leben, ich bin kein richtiger Butt, ich bin ein verwunschener Prinz. Was hilft's dir denn, wenn du mich tötest? Ich würde dir doch nicht recht schmecken: Setz mich wieder ins Wasser und lass mich schwimmen."
"Nun," sagte der Mann, "du brauchst nicht so viele Worte zu machen: einen Butt, der sprechen kann, werde ich doch wohl schwimmen lassen."
Damit setzte er ihn wieder in das klare Wasser. Da ging der Butt auf Grund und ließ einen langen Streifen Blut hinter sich. Da stand der Fischer auf und ging zu seiner Frau in die kleine Hütte.
"Mann," sagte die Frau, "hast du heute nichts gefangen?"
"Nein," sagte der Mann.
Da zog die Frau ihr fadenscheiniges Kleid aus und stand nackt vor ihm."Dann ist heute die Liebe unsere Mahlzeit."
Mit weit gespreizten Beinen setzte sich seine Frau auf den wackeligen Holztisch. Die Rute des Fischers wurde hart. So zog er sein Hemd und seine Hose aus und versenkte seine Angel im Meer seiner Frau. Immer wieder holte er sie heraus und warf sie erneut hinein. Bis die Wellen über ihnen mit einem Orkan der Ekstase zusammenschlugen. Der Fischer schleckte die Erträge auf und teilte sie küssend mit seiner Frau.
Als sie danach gemütlich beieinander saßen, erzählte er ihr von dem Butt: "Ich fing einen Butt, der sagte, er wäre ein verwunschener Prinz, da hab ich ihn wieder schwimmen lassen."
"Hast du dir denn nichts gewünscht?" fragte die Frau, die von einem etwas beschaulicheren Leben träumte
"Nein," sagte der Mann, "was sollte ich mir wünschen?"
"Ach," sagte die Frau, "das ist doch übel, immer hier in der Hütte zu wohnen: die stinkt und ist so eklig; du hättest uns doch ein kleines Häuschen wünschen können. Geh noch einmal hin und ruf ihn. Sag ihm, wir wollen ein kleines Häuschen haben, er tut das gewiss."
"Ach," sagte der Mann, "was soll ich da nochmal hingehen?"
"I," sagte die Frau, "du hattest ihn doch gefangen und hast ihn wieder schwimmen lassen - er tut das gewiss. Geh gleich hin!"
Der Mann wollte noch nicht recht, wollte aber auch seiner Frau nicht zuwiderhandeln und ging hin an die See.
Als er dorthin kam, war die See ganz grün und gelb und gar nicht mehr so klar. Er war sich unschlüssig und schaute lange in die See.
Schließlich stellte er sich hin und sagte:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will."
Da kam der Butt angeschwommen und fragte: "Na, was will sie denn?"
"Ach," sagte der Mann, "ich hatte dich doch gefangen; nun sagt meine Frau, ich hätt mir doch was wünschen sollen. Sie mag nicht mehr in der Hütte wohnen, sie will gern ein Häuschen."
"Geh nur," sagte der Butt, "sie hat es schon."
Da ging der Mann hin, und seine Frau saß nicht mehr in der kleinen Hütte, denn an ihrer Stelle stand jetzt ein Häuschen, und seine Frau sass vor der Türe auf einer Bank und ritt auf einem jungen Mann. Der Fischer war bass erstaunt, denn dies Begehren seiner Frau nach anderen Männern kannte er nicht. Sie ging gerade in einen Galopp über und schrie lauthals ihre Freude über den tiefen Ritt aus sich heraus, derweil der junge Mann keuchend stöhnte. Als sie danach seiner gewahr wurde, nahm ihn seine Frau bei der Hand und sagte zu ihm: "Komm nur herein, sieh, nun ist doch das viel besser."
Da gingen sie zu dritt hinein, und in dem Häuschen war ein kleiner Vorplatz und eine kleine reine Stube und Kammer, wo jeder ein Bett hatte. Küche und Speisekammer, alles aufs beste mit Gerätschaften versehen und aufs schönste aufgestellt, Zinnzeug und Messing, was eben so dazugehört. Dahinter war auch ein kleiner Hof mit Hühnern und Enten und ein kleiner Garten mit Grünzeug und Obst.
"Sieh," sagte die Frau, "ist das nicht nett?"
"Ja," sagte der Mann, "so soll es bleiben; nun wollen wir recht vergnügt leben."
"Das wollen wir uns bedenken," sagte die Frau. Dann aßen sie etwas und gingen zu dritt ins Bett. Während sie im Vierfüßerstand von ihrem Mann genommen wurde, verwöhnte sie den jungen Mann mit ihrem Mund. Die Plätze wurden getauscht und die Fischersfrau geriet in einen wahren Rausch der Lust.
So ging es wohl nun acht oder vierzehn Tage, da sagte die Frau: "Hör, Mann, das Häuschen ist für drei Leute auch gar zu eng, und der Hof und der Garten sind so klein: der Butt hätt uns auch wohl ein grösseres Haus schenken können. Ich möchte wohl in einem grossen steinernen Schloss wohnen. Geh hin zum Butt, er soll uns ein Schloss schenken."
"Ach Frau," sagte der Mann, "das Häuschen ist ja gut genug, warum wollen wir in einem Schloss wohnen?"
"I was," sagte die Frau, "geh du mal hin, der Butt kann das schon."
"Nein, Frau," sagte der Mann, "der Butt hat uns erst das Häuschen gegeben. Ich mag nun nicht schon wieder kommen, den Butt könnte das verdrießen."
"Geh doch," sagte die Frau, "er kann das recht gut und tut es auch gern; geh du nur hin."
Dem Mann war sein Herz so schwer, und er wollte nicht; er sagte zu sich selber: "Das ist nicht recht." Aber er ging doch hin.
Als er an die See kam, war das Wasser ganz violett und dunkelblau und grau und dick, und gar nicht mehr so grün und gelb, doch war es noch still. Da stellte er sich hin und sagte:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will."
"Na, was will sie denn?" sagte der Butt.
"Ach," sagte der Mann, halb betrübt, "sie will in einem steinernen Schloss wohnen."
"Geh nur hin, sie steht vor der Tür," sagte der Butt.
Da ging der Mann hin und dachte, er wollte nach Hause gehen, als er aber dahin kam, da stand dort ein grosser steinerner Palast, und seine Frau stand oben auf der Treppe und wollte hineingehen: da nahm sie ihn bei der Hand und sagte: "Komm nur herein."
Damit ging er mit ihr hinein, und in dem Schloss war eine grosse Diele mit einem marmornen Estrich, und da waren so viele Bediente, die rissen die grossen Türen auf, und die Wände waren alle blank und mit schönen Tapeten ausgestattet, und in den Zimmern lauter goldene Stühle und Tische, und kristallene Kronleuchter hingen von der Decke; alle Stuben und Kammern waren mit Fussdecken versehen. Auf den Tischen stand das Essen und der allerbeste Wein, dass sie fast brechen wollten. Und hinter dem Haus war auch ein grosser Hof mit Pferde- und Kuhstall, und Kutschwagen: alles vom allerbesten; auch war da ein grosser herrlicher Garten mit den schönsten Blumen und feinen Obstbäumen, und ein herrlicher Park, wohl eine halbe Meile lang, da waren Hirsche und Rehe drin und alles, was man nur immer wünschen mag.
Die Frau ließ sich eine heiße Wanne vorbereiten. Sie wurde von Dienern entkleidet, die sie gleichzeitig streichelten und ihre Lust verwöhnten. In der Wanne saß ein junger Mann, dessen Gemächt schon aus dem Wasser heraus lugte. Ohne lange zu warten, stieg die Frau in die Wanne und setzte sich auf den bereits stehenden Pfahl. Das Wasser schwappte über den Rand und sie keuchte und stöhnte.
Der Fischer war erneut erstaunt über seine Frau, sein Staunen machte ihn handlungsunfähig.
"Na," sagte die Frau, "ist das nun nicht schön?"
"Ach ja," sagte der Mann in seiner Unfähigkeit, "so soll es auch bleiben. Nun wollen wir auch in dem schönen Schloss wohnen und wollen zufrieden sein."
"Das wollen wir uns bedenken," sagte die Frau, "und wollen es beschlafen."
Darauf gingen sie zu Bett und dem Fischer wurde die Gnade zuteil, seine Frau auch noch einmal beglücken zu dürfen.
Am anderen Morgen wachte die Frau als erste auf; es war gerade Tag geworden, und sah von ihrem Bett aus das herrliche Land vor sich liegen. Der Mann reckte sich noch, da stieß sie ihn mit dem Ellbogen in die Seite und sagte: "Mann, steh auf und guck mal aus dem Fenster. Sieh, können wir nicht König werden über all das Land? Geh hin zum Butt, wir wollen König sein."
"Ach Frau," sagte der Mann, "warum wollen wir König sein?"
"Nun," sagte die Frau, "willst du nicht König sein, so will ich König sein. Geh hin zum Butt, ich will König sein."
"Ach Frau," sagte der Mann, "was willst du König sein? Das mag ich ihm nicht sagen."
"Warum nicht?" sagte die Frau, "geh stracks hin, ich muss König sein." Da ging der Mann hin und war ganz bedrückt, dass seine Frau König werden wollte.
Das ist und ist nicht recht, dachte der Mann. Er wollte nicht hingehen, ging aber dann doch hin.
Und als er an die See kam, war die See ganz schwarzgrau, und das Wasser drängte so von unten herauf und stank auch ganz faul. Da stellte er sich hin und sagte:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will."
"Na, was will sie denn?" sagte der Butt.
"Ach," sagte der Mann, "sie will König werden."
"Geh nur hin, sie ist es schon," sagte der Butt.
Da ging der Mann hin, und als er zu dem Palast kam, war das Schloss viel grösser geworden, mit einem grossen Turm und herrlichem Zierat daran: und die Schildwache stand vor dem Tor, und da waren so viele Soldaten und Pauken und Trompeten. Und als er in das Haus kam, so war alles von purem Marmor und Gold, und samtne Decken und große goldene Quasten. Da gingen die Türen von dem Saal auf, wo der ganze Hofstaat war, und seine Frau saß nackt auf einem hohen Thron von Gold und Diamanten und hatte eine grosse goldene Krone auf und das Zepter in der Hand von purem Gold und Edelstein. Und auf beiden Seiten von ihr lagen sechs Jungfrauen in einer Reihe auf der Empore, immer eine einen Kopf kleiner als die andere. Vor diesen knieten Burschen, die ihnen die Unschuld nehmen würden und sie auf diesen Schritt vorbereiteten. Vor der Frau König knieten zwei Diener und leckten ihre Füße. Entzücken und Wollust stand in ihren Augen. In ihrer weit geöffneten Scham sah man das Lustquell sprudeln.
Da stellte er sich hin und sagte: "Ach Frau, bist du nun König?"
"Ja," sagte die Frau, "nun bin ich König."
Da stand er nun und sah sie an; und als er sie eine Zeitlang so betrachtet hatte und die Dienerschaft, die sich ihre Beine hochleckte, sagte er in einem traurigen Ton: "Ach Frau, was ist das schön, dass du nun König bist! Nun wollen wir uns auch nichts mehr wünschen."
"Nein, Mann," sagte die Frau, und war ganz unruhig vor Erfüllung ihrer Lust, "mir wird schon Zeit und Weile lang, ich kann das nicht mehr aushalten. Geh hin zum Butt: König bin ich, nun muss ich auch Kaiser werden."
"Ach Frau," sagte der Mann, "warum willst du Kaiser werden?"
"Mann," sagte sie, "geh zum Butt, ich will Kaiser sein!"
"Ach Frau," sagte der Mann, "Kaiser kann er nicht machen, ich mag dem Butt das nicht zu sagen; Kaiser ist nur einmal im Reich: Kaiser kann der Butt nicht machen."
"Was sprichst du?" sagte die Frau, "ich bin König, und du bist doch mein Mann, ein kleines Gewürm; willst du gleich hingehen? Gleich geh hin! - Kann er Könige machen, so kann er auch Kaiser machen; ich will und will Kaiser sein! Geh gleich hin!"
Da musste er hingehen. Als der Mann aber hinging, war ihm ganz bang; und als er so ging, dachte er bei sich: Das geht und geht nicht gut: Kaiser ist zu unverschämt, der Butt wird's am Ende leid.
Inzwischen kam er an die See. Da war die See noch ganz schwarz und dick und fing an, so von unten herauf zu schäumen, dass sie Blasen warf; und es ging so ein Wirbelwind über die See hin, dass sie sich nur so drehte. Und den Mann ergriff ein Grauen. Da stand er nun und sagte:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will."
"Na, was will sie denn?" sagte der Butt.
"Ach, Butt," sagte er, "meine Frau will Kaiser werden."
"Geh nur hin," sagte der Butt, "sie ist es schon."
Da ging der Mann hin, und als er dort ankam, war das ganze Schloss von poliertem Marmor mit Figuren aus Alabaster und goldenen Zieraten. Vor der Tür marschierten die Soldaten, und sie bliesen Trompeten und schlugen Pauken und Trommeln; aber in dem Hause, da gingen die Barone und Grafen und Herzöge herum und taten, als ob sie Diener wären. Die machten ihm die Türen auf, die von lauter Gold waren. Und als er hereinkam, da saß seine Frau auf einem Thron, der war von einem Stück Gold und war wohl zwei Meilen hoch; und sie hatte eine grosse goldene Krone auf, die war drei Ellen hoch und mit Brillanten und Karfunkelsteinen besetzt. In der einen Hand hatte sie das Zepter und in der andern den Reichsapfel, und auf beiden Seiten neben ihr, da standen die Trabanten so in zwei Reihen, immer einer kleiner als der andere, von dem allergrössten Riesen, der war zwei Meilen hoch, bis zu dem allerwinzigsten Zwerg, der war so gross wie mein kleiner Finger. Und vor ihr standen viele Fürsten und Herzöge.
Alle standen sie parat und waren nackt wie sie auch.Ihre Männlichkeiten standen in Hab-Acht-Stellung und warteten auf die Ehre, die Kaiserin beglücken zu dürfen.
"Knie dich hin und sieh, wie die feinen Herren das machen." jauchzte sie unter den Stößen eines Barons. "So macht man eine Frau glücklich."
Da trat nun der gedemütigte Mann zwischen sie und sagte: "Frau, bist du nun Kaiser?"
"Ja," schrie sie ekstatisch, "ich bin Kaiser."
Da kniete er sich untertänigst hin und besah sie sich recht, und als er sie so eine Zeitlang angesehen hatte, da sagte er: "Ach, Frau, wie steht dir das schön, dass du Kaiser bist und so viel Spaß hast."
"Niedrigster meiner Untergebenen," sagte sie, "was kniest du da? Ich bin nun Kaiser, nun will ich auch Papst werden; geh hin zum Butt."
"Ach Frau," sagte der Mann.
"Du wagst es mich Frau zu nennen? Ich bin deine Herrin." Gerade stieß ein großer Gefolgsmann in ihre Lustgrotte und er konnte sehen, wie ihr ganzer Unterleib bebte und zuckte. Trotzdem ließ ihr Tonfall keinerlei Widerspruch zu.
"Herrin, was willst du denn nicht alles? Papst kannst du nicht werden, ihn gibt's nur einmal in der Christenheit: das kann er doch nicht machen!"
"Gewürm," sagte sie, "ich will Papst werden, geh gleich hin, ich muss heute noch Papst werden."
"Nein, Herrin," sagte der Mann, "das mag ich ihm nicht sagen, das ist nicht gut, das ist zuviel verlangt, zum Papst kann dich der Butt nicht machen."
Die Frau stieß ihren Besteiger von sich. Nahm eine Peitsche, ging auf ihren Mann zu und schlug ihm die Gerte ein paar Mal über den Rücken. Schmerzverzerrt schaute er zu ihr auf.
"Gewürm, schwatz kein dummes Zeug!" sagte die Frau. "Kann er Kaiser machen, so kann er auch einen Papst machen. Geh sofort hin; ich bin Kaiser, und du bist doch nur ein kleines Nichts. Du wirst hingehen und erledigen, was ich verlange!"
Da wurde ihm ganz bang zumute. Da er sie aber immer noch liebte, ging er hin, aber ihm war ganz flau dabei; er zitterte und bebte, und die Knie und Waden schlotterten ihm.
Und da strich so ein Wind über das Land, und die Wolken flogen, und es wurde so düster wie gegen den Abend zu: die Blätter wehten von den Bäumen, und das Wasser ging hoch und brauste so, als ob es kochte, und platschte an das Ufer, und in der Ferne sah er die Schiffe, die gaben Notschüsse ab und tanzten und sprangen auf den Wogen. Doch war der Himmel in der Mitte noch ein bisschen blau, aber an den Seiten, da zog es so recht rot auf wie ein schweres Gewitter. Da ging er ganz verzagt hin und stand da in seiner Angst und sagte:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will."
"Na, was will sie denn?" sagte der Butt.
"Ach;" sagte der Mann, "sie will Papst werden."
"Geh nur hin, sie ist es schon," sagte der Butt.
Da ging er hin, und als er ankam, da war da eine grosse Kirche, von lauter Palästen umgeben. Da drängte er sich durch das Volk; inwendig war aber alles mit tausend und tausend Lichtern erleuchtet, und seine Frau war ganz mit Gold behangen und saß auf einem noch viel höheren Thron und hatte drei grosse goldene Kronen auf, und um sie herum, da war so viel geistlicher Staat, und zu beiden Seiten von ihr, da standen zwei Reihen Lichter, das größte so dick und so groß wie der allergrößte Turm, bis zu dem allerkleinsten Küchenlicht. Und all die Kaiser und Könige, die lagen vor ihr auf den Knien und küssten ihr die Füße.
Wer die Gnade eines Fingerzeigs erhielt, ging zu ihr hin. Mehrere Personen allerlei Geschlechts trugen sie auf ein großes, weiches Lager. Sie berührten ihren gesamten Leib. Einige auserwählte Herren durften ihre Öffnungen lustvoll verschließen, während die Damen sie und die Herren mit ihren Zungen in den Himmel schickten. Ein orgiastisches Fest mit vielen Höhepunkten und man konnte glauben, die Englein singen zu hören.
"Herrin," sagte der Mann und sah sie so recht an.
"Herrin? Ich bin Ihre Heiligkeit!" Der Größenwahn sprach aus ihrem Mund.
Kleinlaut redete der Fischer weiter: " du bist nun Papst?"
"Ja," sagte sie, "ich bin Papst."
Da ging er hin und sah sie recht an, und da war ihm, als ob er in die helle Sonne oder besser gesagt, in ein Höllenfeuer sähe. Als er sie so eine Zeitlang angesehen hatte, sagte er: "Ach, wie gut steht dir das, dass du Papst bist!"
Sie lag unter den Wogen ihrer Lust windend da.
Da sagte er: "Frau, nun sei zufrieden, dass du Papst bist, denn nun kannst du doch nichts mehr werden."
"Du wagst es, mich als Frau zu titulieren?" schrie sie ihn an.
Er duckte sich und schlich davon.
Aber sie war nicht zufrieden, und die Gier ließ sie ihre Lust nicht weiter frönen; sie dachte immer, was sie noch werden könnte. Sie wurde sehr unwirsch und rannte wie ein Tier im Käfig unablässig hin und her, sinnierend, welche Stufe sie nun noch erklimmen könnte.
Der Mann schlief recht gut und fest, er hatte am Tag viel laufen müssen, während sie die Nacht nachdenklich verbrachte und ihren Unmut an den übrigen Anwesenden ausließ. Indessen wollte die Sonne aufgehen, und als sie das Morgenrot sah, hielt sie inne und sah da hinein. Und als sie aus dem Fenster die Sonne so heraufkommen sah: Ha, dachte sie, kann ich nicht auch die Sonne und den Mond aufgehen lassen?
Sie ließ ihren Mann herbei rufen. "Du" befahl sie und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen; "wach auf, geh hin zum Butt, ich will werden wie der liebe Gott."
Der Mann war noch ganz schlaftrunken, aber er erschrak so, dass er aus dem Bett fiel. Er meinte, er hätte sich verhört, rieb sich die Augen aus und sagte: "Ach, was sagst du?"
"Ach," sagte sie, "wenn ich nicht die Sonne und den Mond kann aufgehen lassen, das kann ich nicht aushalten, und ich habe keine ruhige Stunde mehr, dass ich sie nicht selbst kann aufgehen lassen." Dabei sah sie ihn ganz böse an, dass ihn ein Schauder überlief.
"Gleich geh hin, ich will werden wie der liebe Gott."
"Ach Frau," sagte der Mann und fiel vor ihr auf die Knie, "das kann der Butt nicht. Kaiser und Papst kann er machen; - ich bitte dich, geh in dich und bleibe Papst."
Da überkam sie die Bosheit, die Haare flogen ihr so wild um den Kopf und sie schrie: "Ich halte das nicht aus! Und ich halte das nicht länger aus! Willst du hingehen?!"
Da zog er sich die Hose an und lief davon wie unsinnig.
Draußen aber ging der Sturm und brauste, dass er kaum auf den Füßen stehen konnte. Die Häuser und die Bäume wurden umgeweht, und die Berge bebten, und die Felsenstücke rollten in die See, und der Himmel war ganz pechschwarz, und es donnerte und blitzte, und die See ging in so hohen schwarzen Wogen wie Kirchtürme und Berge, und hatten oben alle eine weisse Schaumkrone auf. Da schrie er, und konnte sein eigenes Wort nicht hören:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will."
"Na, was will sie denn?" sagte der Butt.
"Ach," sagte er ganz unglücklich, "sie will werden wie der liebe Gott."
Da verwandelte sich der Butt in eine schöne, attraktive Prinzessin. "Sie sitzt schon wieder in der Fischerhütte. Da du aber immer so bescheiden warst, darfst du dir etwas wünschen." Der Fischer schaute sich die schöne, junge Frau an. Sie besaß einen Liebreiz, der seiner Frau fehlte.
" Wenn es nicht zu anmaßend ist, ich würde gerne dich zur Frau nehmen und treu und sittsam mit dir bis an unser Lebensende leben. Von diesem untreuen Weib will ich mich trennen."
"Das ist kein anmaßender Wunsch. Denn durch deine Zurückhaltung hast du mich erlöst. Lass uns Hochzeit feiern im Schloß meines Vaters."
Aber bevor sie sich auf den Weg machten, liebten sie sich am Strand am inzwischen wieder beruhigten Meer. Ihre Leiber vereint und ihre Leidenschaft im Takt der Wellen.
Die Fischersfrau jedoch, die so unersättlich war, war durch ihre Gier nun aller schönen und gottgefälligen Dinge beraubt. Einen versorgenden Mann hatte sie auch nicht mehr. So musste sie ihren Körper gegen Essen eintauschen und lebte schlechter als vorher als arme Fischersfrau.
* * * ENDE * * *