Montag, 25. Mai 2015

Fußball und Füße

"Puh, war das ein Spiel. Die gegnerische Mannschaft ist ganz schön stark gewesen", seufzte Lisa, als sie mit Heike, Alexa und Christina endlich in der Umkleide war. Die anderen Spielerinnen standen schon unter der Dusche und wuschen sich das Derby gegen die Partnerstadt vom Körper.
"Deine Füße muffeln aber, Christina", schimpfte Alexa. "Du solltest dir öfter mal die Füße waschen und die Socken wechseln."
Lachend kringelten sich die vier blonden Frauen, während sie sich auszogen. Diesen Scherz machten sie ständig. Die vom Verein besorgten Schuhe waren reine Käsefabriken, aber aussuchen konnten sich die Spielerinnen diese leider nicht. Das Budget musste stimmen.
"Psst, soll ich euch etwas verraten", fragte Alexa. Ihre drei Freundinnen kamen zu ihr und steckten die Köpfe zusammen. "Ich habe meinen WG-Mitbewohner letztens erwischt, wie er an meinen Schuhen geschnuffelt hat. Und ich habe ihn schon öfter mit meinen Socken in der Hand gesehen. Natürlich ohne ihn darauf anzusprechen. Aber ich glaube, er ist einer von diesen Fußfetischisten."
"Meinst du wirklich?" Lisa schaute ihre Freundin neugierig an. "Wenn ja, ich wüsste schon, was ich da machen würde." Lisa hatte eine etwas sadistische Ader, gepaart mit einer gewissen Dominanz Männern gegenüber.
"Wir könnten es ja mal testen", sagte Christina lachend.
Die vier Fußballerinnen besprachen sich kurz und vereinbarten ein Treffen bei Alexa und Stefan, Alexas Mitbewohner. Anschließend verschwanden sie in die Dusche, als die anderen diese verließen.

Zum vereinbarten Termin hatte Alexa eine Pizza gebacken, Stefans Lieblingsgericht. Damit lockte sie ihn zum Bleiben, als ihre Freundinnen kamen. Stefan waren diese Weiberabende bisher immer suspekt gewesen. So zog er es vor, bei solchen Gelegenheiten zu verschwinden. Aber an diesem Abend war die Pizza stärker. Abhauen konnte er nach dem Essen noch.
"Oh Mist", flüsterte Lisa leise, aber dennoch für Stefan verständlich, "meine Peperoni ist runtergefallen."
Dieser rückte seinen Stuhl zurück, um den verlorenen Belag aufzuheben. Er kniete sich hin und krabbelte unter den Tisch. Vor ihm tat sich ein geheimes Paradies auf. Vier Paar Frauenfüße. Seine verborgene Leidenschaft. Wie oft hatte er schon an Schuhen und Strümpfen geschnuppert. Dabei wurde ihm jedes Mal die Hose zu eng. Zumal er gerne mehr am lebenden Objekt gerochen hätte, nicht immer nur an Gegenständen, die mit diesen in Berührung gekommen waren. Aber hier, jetzt, das war einfach nur wow und geil. Alle Füße steckten in Fußballschuhen.
Der Anblick ließ seine Lenden kribbeln und leicht anschwellen. Was würde er dafür geben, wenn er die Füße darin ohne Schuhe sähe, sie anfassen dürfte oder gar noch mehr. Aber nein, seine geheime Leidenschaft, von der durfte niemand erfahren. Nachher hieße es noch, er wäre krank oder pervers.
Stefan fand die Peperoni und setzte sich mit einer leicht ausgebeulten Hose an den Tisch zurück. Die jungen Frauen sahen sich grinsend an. Zwinkerten sich zu. Ihm fiel das nicht auf.
Christina fiel die Serviette hinunter. Stefan  beugte sich nach unten, spähte unter den Tisch und sah acht nackte Füße. Wenn man an Fußballer denkt, sieht man für gewöhnlich kräftige Füße, die etwas aushalten können. Doch weit gefehlt. Hier waren vier Frauen mit wunderbar grazilen Füßen, die sich sehr gut in High Heels oder Sandalen gemacht hätten. Jetzt spannte sich die Hose nicht mehr nur ein bisschen, sondern es schmerzte schon. Stefans Fantasie ging mit ihm durch. Aber er konnte nicht mit dem Kopf unter dem Tisch bleiben. Als er hochkam, mit hochrotem Kopf, stieß er sich denselben an der Kante.
Die vier blonden Fußballfrauen bekamen sich kaum mehr ein vor Grinsen bei dem Anblick. Unruhig rutschte Stefan auf dem Stuhl hin und her, bis das Essen beendet war.

"Du, Stefan", sprach Alexa ihn an. "Wir haben morgen ein Spiel. Ich bin völlig verspannt. Und meine Füße schmerzen vom heutigen Training. Unsere Co-Trainerin Constanze hat eine neue Technik mitgebracht. Könntest du mir bitte meine Füße massieren?"
"Warum jetzt? Ich wollte weg."
So sehr ihn auch die Füße begeistern würden, aber hier waren ja noch Lisa, Christina und Heike dabei. Auf Heike hatte er ein Auge geworfen. Aber er war einfach zu schüchtern, sie anzusprechen, da er sich nicht sicher war, ob sie überhaupt auf Männer stand. Immer sah Stefan Heike nur mit Frauen.
"Du bleibst", befahl Lisas herrische Stimme.
Verwundert blickte Stefan auf die Fußballerin. Was hatte sie zu bestimmen? Gleichzeitig griff diese an seinen Schritt, der sich noch immer nicht beruhigt hatte. Das Argument zählte für sich. Was sollte das alles?
"Och, komm. Bitte!" Heike setzte ein bezauberndes Lächeln auf. "Alexa hat erzählt, dass du ihr früher immer die Füße massiert hast. Und du könntest das so gut. Vielleicht kannst du einfach uns allen die Füße durchkneten. Das neue Training hatte es echt in sich. Rolf hatte eindeutig eine Fortbildung zuviel."
Jetzt folgte ein Bambiblick, dem Stefan nicht widerstehen konnte.
"Außerdem hatte Eva keine Zeit. Sie macht das sonst immer."
"Du willst doch auch, dass wir morgen gewinnen, oder?"
Christina schaltete sich jetzt auch ein.
Bei so viel Energie, die die jungen Fußballerinnen in diese Bitte steckten, konnte Stefan nicht Nein sagen.

"Aber bei mir fängst du an", lachte Alexa und ließ sich auf das Sofa fallen. Ungeniert streckte sie ihm ihre Füße hin. Stefan setzte sich vor sie auf den Fußschemel und nahm ihre warmen Füße in seine Hände. Währenddessen räumten die anderen Frauen ab und spülten. Zart strich Stefan über den Spann. Ihre Füße waren kräftiger, dennoch schön weiblich. Aber er musste seine Gedanken zusammenreißen, schließlich war es seine Mitbewohnerin, die er mochte,  aber eben als Kumpel. Mit geübten Griffen walkte er die Stellen durch, die sich wirklich leicht verspannt anfühlten. Sein Kopf lenkte sich dabei ab, indem er Liedtexte für sich aufsagte. Alexa schnurrte dabei wohlig, fast wie eine Katze.
"Hey, Prinzessin, rück mal beiseite. Ich will auch."
Lisa schubste Alexa zur Seite und fiel auf das Sofa.
"Jetzt bin ich dran."
Sie hielt Stefan ihre Füße unter die Nase.
"Na mach schon. Ich will auch so eine tolle Massage wie Alex."

Alexa stand auf und ging in ihr Schlafzimmer. Stefan schaute Lisa in die Augen. Dort sah er ein Glitzern, das er nicht deuten konnte. Lustvoll und doch gleichzeitig irgendwie dämonisch. Besser, er begann, bevor sie den Teufel rausließ. Mit seinen Fingerspitzen tastete er die Muskulatur am Spann und an der Fußsohle ab. Mit leicht kreisenden Bewegungen massierte er jede Verspannung, die er erfühlte. Und um nicht zu sehr an eben diesen wunderbaren Frauenfuß zu denken, den er in Händen hielt, lenkte er sich auch hier ab.
Heike war die nächste. Auch hier versuchte Stefan seine Contenance zu wahren. Obwohl er doch liebend gerne mehr als nur diese Gliedmaßen massiert hätte. Seine Konzentration auf Ablenkung ließ langsam nach. Zumal Heike ja seine Traumfrau war.
Christina trug Nylonstrümpfe. Bei ihr konnte Stefan nicht mehr. Sein Unterleib begann sich selbstständig zu machen, als er ihre Ferse in die Hand nahm und diese vorsichtig hin und her bewegte. Der Duft von Christinas Fuß stieg in seine Nase.
Alexa hatte ihren Fotoapparat geholt und schoss Fotos von seinem Gesicht, seinem Tun. Man konnte seine Erregung nicht nur sehen, sondern sie auch in der Luft vibrieren spüren.
Verzückt über die duftenden Füße vergaß Stefan alles um sich herum, dass da außer Christina, die vor ihm saß, auch noch Alexa und Heike sowie Lisa anwesend waren. Für ihn zählten nur noch die Füße vor ihm.
Mit seine Fingern fuhr er über ihren Fußballen. Anschließend dehnte er ihre Zehen, einzeln, jeden für sich. Versunken in seine kleine erregte Welt bekam Stefan nicht mit, dass sich Heike und Lisa küssten. Er spürte nur die Entspannung in dem Fuß in seinen Händen. Roch den Duft ihres, Christinas Fußes.
Christina reagierte auf seine Berührungen. Als Einzige der Fußballerinnen trug sie einen Rock. Durch die entspannende Massage, die bei ihr ein merkwürdiges Gefühl, nicht unangenehm, im Unterleib auslöste, öffnete Christina ihre Beine einen Spaltbreit. Seine festen und entschlossenen Berührungen waren genial. So gut konnte selbst Eva nicht massieren. Und diese Gefühle in ihr auslösen erst recht nicht.
Christina war etwas irritiert darüber. In ihrem Kopf entstand ein Verlangen, das sie so gar nicht kannte. Und sie ärgerte sich darüber. Nein, sie wollte keinen Sex. Nicht jetzt, nachdem Simon sie verlassen hatte und schon gar nicht mit Stefan, Alexas Mitbewohner, über den sie sich ständig lustig machten.  
"Leck ihr die Zehen!"
Der rüde Befehlston in Lisas Stimme riss die beiden aus ihren Gedanken. Stefan blickte auf und sah in drei Gesichter, die sehr streng und erwartungsvoll aussahen. Alexa  hatte ihre Kamera in der Hand. Darüber nachdenken, was sie denn damit wolle, dazu kam er nicht. Auch Christina, die ja eigentlich den Grundplan des Abends kannte, war verblüfft. Was sollte das jetzt?
"Leck ihr die Zehen", wiederholte Lisa ihre Aufforderung. "Na wird's bald!"
Dabei trat sie ihm leicht in den Po.
Das steigerte Stefans Erregung, die doch sehr beengt in seiner Hose nach Befreiung schrie. Er dachte nicht weiter darüber nach und folgte Lisas Befehl. Mit seiner Zunge glitt er über die Textur der Nylonstrumpfhose und über Christinas Zehen. Der salzige Geschmack ihres Fußes eröffnete auf seinen Geschmacksknospen ein erotisierendes Feuerwerk. So schmeckten also Füße. Seine Erregung pulsierte leicht und befeuchtete etwas seinen Schlüpfer. Ohne weitere Aufforderung ging Stefan zu mehr über. Seine Lippen stülpten sich über ihre Zehen und er begann, daran zu saugen.
Der Zug ließ ein Kribbeln an Christinas Beinen aufsteigen. Leicht, kaum wahrnehmbar und doch sehr deutlich luststeigernd, auch bei ihr.
Christina öffnete ihre Schenkel ein bisschen mehr. Stefan starrte unter ihren Rock und sah, dass Christina kein Höschen darunter trug.

Alexa fotografierte das Szenario.
"Gaff nicht so!" Wieder schnitt Lisas Stimme durch die Luft. "Zieh dich aus!"
Jetzt blickten alle zu Lisa. Das war nicht ausgemacht. Sie wollten Stefan doch nur ertappen bzw herausfordern. Und das hatten sie erreicht. Seine Hose war zum Platzen gespannt und eine feuchte Stelle zeigte sich auch. Damit war das Ziel geschafft. Eigentlich sollte der Spaß hier enden.
"Zieh dich aus!"
Lisas Worte knallten gleichzeitig mit einem weiteren Tritt in seinen Allerwertesten durch das Zimmer. Der Dominanz in ihrer Stimme konnte Stefan nichts entgegensetzen, zumal damit auch seine schmerzhafte Erregung ein Ende fände. Er begann, sich auszuziehen. Alexa machte weiterhin Fotos.
Erleichtert stöhnte Stefan auf, als er endlich seine Erregung befreite. Sofort stand diese hart ab. Der äußere Druck hatte sich verringert, der innere war noch vorhanden.
"Mach weiter! Aber nicht wieder im Sitzen. Geh dafür in den Vierfüßlerstand!"

Stefan folgte auch jetzt wieder Lisas Befehl.
Diesmal nahm er Christinas anderen Fuß. Seine Lippen küssten ihren Spann, bis hin zu den Zehen, die er vorsichtig in den Mund nahm und erneut zu saugen begann. Christina seufzte. Dieses Gefühl, ein leichtes Verlangen nach Sex, kam zurück, obwohl sie das doch gar nicht wollte.
Stefan spürte einen Fuß auf seinem nackten Rücken, mit Druck. Und Hände an seiner Erregung, seinen Hoden. Er ließ es geschehen. Genoss diese einmalige Gelegenheit, Füße verwöhnen zu dürfen. Eben nicht nur mit seinen Händen, sondern auch mit seinem Mund. Dass dabei drumherum so viel mehr geschah, war göttlich. Stefan gab sich total seinem Fetisch hin. Heike massierte seine Erregung gekonnt.
Christina ging vom Seufzen aufs Stöhnen über. In ihr bahnte sich ein bisher unerwarteter Höhepunkt an, allein durch die Liebkosungen von Stefan an ihren Füßen. Dabei legte sie Hand an und umkreiste mit ihren Fingern ihre Lustperle. Durch den dünnen Stoff der Strumpfhose.
Lisa grinste. Zwischenzeitlich verstärkte sie den Druck auf Stefans Rücken. Alexa erregte dieses Spiel. Obwohl sie fotografieren sollte, griff sie an ihre Brüste und streichelte diese.

Als Christina in Ekstase aufschrie, beschleunigte Heike die Handbewegungen. Seine Erregung pulsierte in ihrer Hand und spie in Zuckungen seine Lust raus. Dabei verstärkte Stefan den Sog an Christinas Zehen und erzeugte somit eine Steigerung ihrer Ekstase. Alle im Raum waren zu diesem Zeitpunkt sehr erregt. Stefan beendete die liebevolle Bearbeitung von Christinas Zehen und war sehr glücklich. Jeder hatte ein entspanntes Lächeln im Gesicht. Schnell bekleidete der nackte Mann sich wieder. Zum Abschied unbekleidet, das wollte er nicht sein.

Gemeinsam mit Alexa stand er an der Tür und gab jeder Frau einen Kuss auf die Wange. Schließlich hatten sie ihm ermöglicht, seinen geheimen Traum und Wunsch auszuleben.
Lisa flüsterte ihm zu: "Du warst richtig gut."
Heike hingegen sagte laut: "Wäre ich nicht liiert, dein Schwanz würde mir gefallen."
Nur Christina sprach nichts. Sie hatte noch immer dieses verzückte Lächeln im Gesicht. Dafür drückte sie ihm einen Zettel in die Hand.
"Mein kumpelhafter WG-Genosse, Mensch, mit dir ist ja richtig was los. Hätte ich nicht gedacht. Aber jetzt lebst du das bitte nicht mehr mit meinen Strümpfen und Schuhen aus. Such dir eine Frau, die Spaß daran hat."
Alexa strich über sein ebenfalls blondes Haar. Dann verschwand auch sie in ihrem Zimmer.
Endlich konnte Stefan lesen, was Christina ihm in die Hand gedrückt hatte. Ihre Telefonnummer und "Können wir das bitte noch einmal wiederholen? Nur für uns? Kuss Christina"

Freitag, 1. Mai 2015

Beltane

Beltane
Maibaum, Hexenfeuer, Tanz in den Mai...
Schlagworte, die Nele verwirrten, denn diese spiegelten in der heutigen Zeit nicht das wider, wofür Beltane ursprünglich stand. Ende des langen, kalten Winters. Beginn der Fruchtbarkeit, die auch in speziellen Ritualen ihren Ausdruck fand. Oder besser gesagt, der Begriff der Walpurgisnacht brachte die Konfusion. Schließlich war Walpurga eine katholische Heilige, die gerade mal als Pseudonym für diesen wunderbaren, heidnischen Brauch missbraucht wurde, wenn auch vormals heidnisch. Aber Nele liebte diesen Tag. Sie erinnerte sich an ihr erstes Beltane vor zwei Jahren. Ein unvergesslicher Abend und eine magische Nacht. Das Ende ihrer Jungfräulichkeit. Wollt ihr die Geschichte erfahren? Dann wischt eure Augen und versinkt in einer außergewöhnlichen Erzählung.

Nele ging auf eine Schule nur für Mädchen, die von Nonnen geleitet wurde. Brav und züchtig wuchs sie in all den Jahren heran. Sobald ein Junge ihr auch nur einen Blick zuwarf, wurde sie rot bis über beide Ohren. Dumme Gedanken kamen ihr in den Sinn,  sündige aufgrund der Erzählungen von Klassenkameradinnen, solche, die sie freiwillig beichten ging. Im letzten Schuljahr vor dem Abitur wechselte der Pfarrer. Der alte Herr war müde geworden, sich die schmutzigen Sünden seiner weiblichen Lämmer anzuhören. Der wohlverdiente Ruhestand rief laut nach ihm. Ein junger, drahtiger Priester folgte ihm. Ist es da ein Wunder, wenn die sündigen Gedanken keine Umwege mehr machten?
Auf jeden Fall erging sich Nele in Tagträumereien, in denen der neue Beichtvater die Hauptrolle spielte. Und die konnte sie auf gar keinen Fall beichten, zumindest nicht ihm. Jedes Mal, wenn Nele auf Pfarrer Aidan Blar stieß, wallte eine Woge heißen Feuers in ihr auf. Und er begegnete ihr oft, zwinkerte dabei verwegen mit einem Auge und hinterließ eine aufkeimende junge Frau, die nicht wusste, wohin mit ihren Gefühlen und Hormonen. Ihr Körper sehnte sich nach der Berührung, dem Spüren seiner Haut auf ihrer, obwohl sie noch nie auf einer derartigen Tuchfühlung mit dem anderen Geschlecht gewesen war. Zu schüchtern, zu fromm, zu unwissend. Nur ihre Hände verschafften ihr eine einsame Erleichterung.
Der Winter war gerade vorbei und auch Ostern. Endlich wollte die Natur wieder ihre Farben in die Welt schicken, ein Konzert aus tausend Stimmen verkündete das neue Leben, das jetzt wieder überall entstehen sollte. Blumen erblühen, die Bäume wurden grün und die Tiere balzten um einen Partner. Mal laut, mal leise, aber nur wenige blieben unerhört. Nele freute sich auf den letzten Tag im April, ihr Geburtstag und endlich ihre Volljährigkeit. Das Abitur war erfolgreich beendet, sie die Jüngste in der Klasse. Und Jahrgangsbeste. Denn bis auf ihre Wolkenschlösser war keine Ablenkung vorhanden gewesen, volle Konzentration auf das zu Lernende. Sie wollte nicht feiern. Einfach nur ganz ruhig ihren besonderen Tag genießen. Aber es kam anders, als sie sich vorgestellt hatte. Anders, als sie sich je hätte erträumen lassen.
Nele schlug die Augen auf und blinzelte in die junge Morgensonne. Das schien ein herrlicher Tag zu werden. Laut der Wettervorhersage waren warme Temperaturen gemeldet, bis 25°C. Schon fast Sommer. Gemütlich reckte und streckte sich die junge Frau. Schwang ihre Füße aus dem Bett und stand auf. Im Spiegel betrachtete Nele ihren nackten Körper. Er gefiel ihr, obwohl sie weder Sport machte noch auf ihre Ernährung achtete. Ein paar leichte Rundungen an den richtigen Stellen und trotzdem festes Fleisch. Heute war der Tag,  an dem die Vergangenheit Geschichte wurde. Sie ging in ihr kleines Badezimmer und nahm das ungewohnte Werkzeug zum Entfernen der Haare in die Hand. Sündig wollte sie sich fühlen, verrucht, und wenn es nur für diesen einen Tag war, den sie allein zu verbringen gedachte. Alle Haare fielen dem Rasierapparat zum Opfer. Nur ihr langes rotes Haar auf dem Kopf blieb verschont. Danach floss warmes Wasser über Neles Körper, glitten ihre Hände über die glatte Haut, zu bisher von fremden Händen unberührten Stellen. Hitze durchfloss ihren Leib und mit lautem Keuchen, schnellem Herzschlag, pulsierte in ihr die Lust zur Ekstase.
Nele verließ das Wohnheim, in dem sie,  wie viele andere Waisen und verstoßenen Mädchen wohnte. Nach einer Wanderung durch die kleine Stadt, kehrte sie in der kleinen Gaststätte am Waldrand ein.  Zur Hexenküche. Die Inhaberin war eine sehr nette ältere Dame, die alles frisch kochte und zu der sich Nele immer hingezogen fühlte, als Mutterersatz. Walburga war ihr Name, nach der Heiligen, die ihrem Geburtstag den Namen gab. Walburga hingegen hatte es gar nicht mit der Kirche, sie sagte, damit könne sie nichts anfangen. Die Natur sei ihre Religion. Leben und Sterben im Kreis der Jahreszeiten. An diesem Tag fiel der erfahrenen Frau die Veränderung auf, die sich im Inneren der jungen Frau abspielte. Als langjährige Seelenbegleiterin sah sie, dass Nele nicht nur bezaubernd aussah, sondern gerade an diesem Tag eine besondere Reife erlangte. Sie begann zu keimen, bereit zu sein, dem Lauf der Natur zu folgen. In Walburga entstand eine Idee.
Lange unterhielten sich die beiden Frauen, immer wenn Walburga Zeit neben den anderen Gästen fand. Bevor Nele sie verließ, gab die Wirtin ihr noch einen Trank. Er schmeckte leicht bitter, aber der Nachgeschmack war süß, so dass das Herbe sich verbarg. Nele ging in den Wald. Das Moos war schon gewachsen und Nele zog ihre Schuhe aus und lief barfuß über den weichen Boden. Wie im Sommer. Auf einer kleinen Lichtung legte sie sich in die Sonne, lupfte ihren Rock höher und sonnte ihren noch weißen Körper. Dabei schlief Nele tief und fest ein. So fest, dass sie erst im Dunkeln wieder erwachte. Aber es war warm. Nele schlug zum zweiten Mal an diesem Tag ihre Augen auf, nach einem erholsamen Schlaf. Alles war in Dunkelheit gehüllt. Ein bisschen Angst eroberte ihre Seele. Sie lauschte in den Laubwald hinein. Ab und zu ließ sich ein Knistern wie von einem Feuer vernehmen. Ein Knacken, als wenn jemand auf einen Ast tritt. Nele orientierte sich nach Ihren Ohren und ging langsam in diese Richtung. Plötzlich stoben Funken in die Luft. Also gab es das Feuer. Es wurde auch heller. Nele beeilte ihre Füße, um zu diesem Punkt zu gelangen. Dort hinter dem Felsen hatte jemand einen großen Stapel aus Holz errichtet. Die Flammen ergriffen Scheit für Scheit und wurden immer größer. Dabei erhellten sie die Umgebung.
"Hallo, Nele. Mit dir hätte ich hier nicht gerechnet ", sagte eine Stimme in Neles Rücken. Sie drehte sich erschrocken um. Pfarrer Blar stand hinter ihr. Unweigerlich entstand ein Kribbeln in ihrem Körper. Ein Magnet wollte sie zu ihm hinziehen. Dieser Mann sah einfach göttlich aus. Heute trug er nicht die übliche Soutane, sondern einen hellen Umhang, unter dem man weiter nichts erkennen konnte. Ein Liebestropfen rann aus der jungen Frau heraus.
"Ähm, hallo, Pfarrer Blar."
"Nein, heute Abend bin ich Aidan, das Feuer."
Das Kribbeln, die magische Anziehung wurde stärker.
"Was machen Sie hier?"
"Ich bereite Beltane vor. In einer halben Stunde treffen die übrigen Teilnehmer ein. Bleib doch auch."
"Beltane? Sie meinen Walpurgisnacht?"
"Beltane ist nicht wirklich die Walpurgisnacht. Das Fest ist viel älter. Älter als die Übernahme durch die Christen."
"Aber Sie sind doch Pfarrer. Wie können Sie an so etwas nur teilnehmen?"
Trotz der magischen Anziehungskraft funktionierte Neles Verstand. Nein, ein katholischer Priester durfte keine heidnischen Bräuche feiern, das passte nicht zusammen. Aidan Blars Gesicht zeigte ein Lächeln. Amüsiert über die junge Frau vor ihm. Wie dumm manche Menschen durch die Welt liefen. Die alten Bräuche waren immer im Herzen der Überlieferer, er war einer davon. Sie durften nicht verloren gehen, nur weil eine südländische Religion ihre als die bessere ansah. Damals wurde der Pakt geschlossen. Und so wie die Christen über Leichen gingen, um sich durchzusetzen, so infiltrierten die alten Priester mit auserwählten Personen die Reihen der Heiligen Mutter Kirche, teilweise im Kern. Aidan Blar war ein Nachfahre von keltischen Druiden und stolz darauf. Die Aufgabe im Kloster half ihm,  neue Mitglieder zu finden. Nele war eine von ihnen und wusste es noch nicht. Walburga hingegen war schon immer dabei.
Aidan hatte von Anfang an den willigen Charakter von Nele erkannt. Sie würde heute Abend die Königin werden. Das passende Opfer zum Sommerbeginn der Natur. Und er war der Ausführende der Zeremonie. Aber erst einmal müsste die Jungfrau, denn das war sie sicher noch, von dem Irrglauben befreit werden, dass das bevorstehende Fest eine Sünde sei. Aidan wusste, wie er das schaffen würde.

Immer noch fassungslos starrte Nele den Beichtvater an. Wie konnte er nur? Er hob die Hand und strich über die roten Haare, die im Feuerschein glänzten. Elektrisiert war Nele keiner Reaktion außer Staunen fähig. Sie spürte, dass sie eigentlich gar nicht mehr wissen wollte, warum und wieso. Anstelle dessen trat die Lust. Lust, den Mann vor ihr zu berühren, seine Haut zu streicheln. Ihr Unterleib sagte das Gleiche, forderte mehr. So legte Nele ihren Kopf in seine Hand und schaute verklärt in sein Gesicht. Ein zartes Lächeln strahlte ihr entgegen. Sie war bereit. So einfach, ohne große Mühe. Die beiden verharrten, aber ihre Herzen schlugen schneller, ihr Atem wurde lauter, das Verlangen aufeinander wuchs stetig.
Gesang näherte sich. Fröhlich und von sehr vielen Personen, Männer wie Frauen. Nele drehte sich um. Der Zug kam näher und in ihr Blickfeld. Alle trugen diese Umhängt, die auch Aidan trug. In ihren Händen hatten sie entweder einen kleinen Maibaum oder eine Fackel. Bunte Bänder schmückten beides.
"Komm, mach mit!"
Diesmal ließ sich Nele nicht lange bitten. Sie wollte auf die Nähe zu diesem Mann nicht verzichten. Gemeinsam betraten sie den jetzt gebildeten Kreis um das Feuer. Nele stimmte in den Gesang mit ein,  obwohl sie das gar nicht kannte, aber sie wurde von der Woge der Fröhlichkeit mitgerissen. Auch das Tanzen war wie im Blut verankert. Zeit und Raum wurden vergessen. Die anderen enthüllten ihre Körper, indem sie ihre Umhänge fallen ließen. Nackt tanzten und sangen sie weiter. Nele wurde hochgehoben und herumgetragen. Immer noch bekleidet, aber ihr Verstand war schlafen gegangen. Nur die Verbundenheit mit den Anwesenden zählte. Tranceartig war ihr Zustand. Auch ihre Kleider fielen und nackt wurde die Jungfrau dem Mann zur Vermählung gegeben. Tausend Hände strichen über ihren Leib. Ihre Knospen erhoben sich, wie die Knospen an den Bäumen. Ihr Fruchtquell begann zu sprudeln, bereitet für die kommende Vereinigung, das kommende Leben, die Frucht und später die Ernte. Aidan küsste seine Frau am gesamten Körper, seine Zunge eroberte ihren Mund. Nele vibrierte vor Verlangen. Die um sie herum tanzende Masse nahm sie nicht wahr, nur die Liebkosungen des Mannes, der sich anschickte, die endgültige Vereinigung zu vollziehen. Weit öffnete sie ihm das Tor zur Zusammenkunft. Und er betrat es, sanft und langsam. Die Menschen jubelten, sangen und suchten eigene kleine Nischen, um der Fruchtbarkeit zu huldigen. Aidan glitt sanft und ruhig. Er wusste, dieses Fest durfte er nur einmal im Jahr feiern. Nele schwebte dahin, in andere Sphären. Lust und Ekstase trieben sie dazu, sich seinem Takt anzupassen. Ihn herauszufordern. Ihn anzutreiben. Ihm den Saft des Lebens zu entlocken. Sie wurden eins. Eine reine Welle der Freude und Harmonie miteinander. Ihre Herzen schlugen im gleichen Takt, ihr Atem war im selben Rhythmus.
Der Puls schlug den Trommelwirbel und die Explosion geschah. Pulsierende Wogen verkündeten den Höhepunkt. Der Samen fiel auf fruchtbaren Boden,  so wie dies der Zweck des Festes war.

Nele wachte auf. Ihr war kalt. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen. Um sie herum lagen weiße Umhänge, aber sie war allein. Nur der Rest des Feuers schwelte noch vor sich hin. Was war geschehen? Dumpf erinnerte sie sich. War nicht auch ihr Beichtvater hier gewesen? Oder hatte sie das nur geträumt? Mit steifen Gliedern erhob sich die junge Frau. Sie starrte auf ihren Rock, den ein getrockneter Blutfleck zierte. Es war kein Traum gewesen. Heimlich schlüpfte sie ins Wohnheim, um einer Entdeckung zu entgehen. Aber die Sittenwächterinnen waren aufmerksam. Nele musste, da jetzt volljährig und auch nicht mehr tugendsam, das Haus verlassen. Ihr Einwand, sie wisse nicht, wohin sie gehen solle, interessierte niemanden. Als ihr auf dem Weg der Priester begegnete, spie die gedemütigte Frau aus und schickte böse Blicke hinterdrein. Aidan fühlte sich unwohl, weil er an diese Konsequenz nicht bedacht hatte. So ging Nele mit gesenktem Blick aus dem Heim, durch die Straßen der Stadt. Wie durch einen Zufall gelangte sie zur Hexenküche. Walburga, ja, sie war doch auch in der Nacht dabei gewesen. Diese nahm Nele mit offenen Armen auf. Da Walburga aber auch zu dem alten Zirkel gehörte, lehrte sie ihrer jungen Schülerin das Wissen, damit sie es weiterführen könnte, an ihre Nachfahren.
Aidan Blar wurde versetzt, jemand aus dem Ort hatte ihn bei dem Treiben gesehen. Die katholische Kirche war unbarmherzig. Versetzung in ein Kloster, fernab der weltlichen Nähe. So erfuhr er nie, dass diese magische Nacht genau ihren Zweck erfüllt hatte, nämlich die Fruchtbarkeit, die Ernte war zu Imbolc, genau neun Monate später.
Nele konnte zu diesem Zeitpunkt nur fluchen, aber sie liebte ihre kleine Tochter abgöttisch. Der Kirche hatte sie längst den Rücken zugekehrt. So bekam die kleine Stina alte keltische Rituale anstelle der Taufe.
Dieses Jahr würde Nele wieder teilnehmen an dem Fest der Fruchtbarkeit. Dieses Mal wäre sie die Priesterin.