Donnerstag, 22. Juni 2017

Die Nachbarin mit dem Taxi

November mit seinem typischen grauen Wetter. Einen Monat zuvor war ich hierhergezogen. Vom Land in die Stadt, vom Einfamilienhaus in einen Wohnblock mit Hinterhof. Naja, eigentlich kein Hinterhof, mehr ein Innenhof, der zu einem Quadrat aus Häusern gehörte. Oder genauer ausgedrückt, meine Wohnung hatte seine Fenster zum Hof. Eben eine der billigeren Wohnungen, somit für mich gerade so erschwinglich.
Als Studentin verfügte ich über einen schmalen Geldbeutel, den es zu schonen galt. Meinen Eltern war dieses Studium ein Dorn im Auge, selbst, dass ich Abitur angestrebt und als eine der Besten abgeschnitten hatte. Lieber wäre ihnen gewesen, eine ordentliche Ausbildung, damit Vaters Betrieb später an mich übergehen könnte. Aber meinerseits bestand zu keinem Zeitpunkt ein Interesse, die seit vier Generationen erfolgreiche Firma zu übernehmen. Von mir aus dürfte sie mein Cousin gerne haben, schließlich hatte er sich sehr engagiert und würde einen tollen Chef abgeben.
Künste studiert man nicht, das ist brotlos, damit kann man keine Familie ernähren, du wirst am Hungertuch nagen,... Solche Sprüche bekam ich zu hören.
Aber ich blieb standhaft und setzte mich durch. Mit dem Resultat, dass ich ohne große finanzielle Unterstützung, außer dem, was mir gesetzlich zustand, in der großen Stadt eine Bleibe benötigte, die mir genügend übrig ließ, auch noch etwas zum Essen kaufen zu können.
In dem großen Zimmer gab es eine Küchenzeile und ein winziges Badezimmer. Eine alte Badewanne ergänzte mein neues Zuhause. Die Dielen knarrten, die Dachbalken knackten. Um dem Dunkel, der Tristesse, etwas entfliehen zu können, strich ich den Raum mit hellen, leuchtenden Farben. Die Balken zierte bald mein üblicher Tinnef, aber das war nun mal ich.
Farben, Kitsch und Lebendigkeit, das war ich, bin ich auch heute noch, nur anders. Unbeschwert und glücklich, wenn auch sehr oft hungrig. Ich würde mir wohl einen Job suchen müssen.
Nachdenklich schaute ich aus meinem Dachfenster. Oben erblickte ich lediglich den Nebel, unter mir ansonsten nur die Fenster der Nachbarschaft. In einigen war schon die Adventsbeleuchtung dekoriert. Von einfach und schön, bis bunt, kitschig und lichtpulsierend. Das lenkte mich ab und mein Blick schweifte intensiver durch den Hof. Schräg gegenüber war Bewegung in einem Fenster zu sehen. Eine kleine Katze saß auf der Fensterbank und putzte sich. Bei den anderen konnte man im Schummerlicht mehr erahnen, dass jemand anwesend war. Auf einem Fenster verweilte mein Blick besonders lange. Nicht, weil es etwas zu beobachten gab, sondern nur, weil es anders war. Die meisten Fenster hatten eine gewohnt normale Höhe, also wenn jemand daran stand, war erst ab Körpermitte etwas zu sehen. Dieses Fenster jedoch ging bis zum Boden. Keine Aufteilung mit Sprossen, wie bei den anderen, einfach eine große Glasfläche.
Immer wenn ich es betrachtete, erinnerte es mich an eines dieser Blumenfenster, wie sie früher einmal modern waren. Dahinter sah man nichts. Keine Möbel oder Einrichtungsgegenstände, dementsprechend war sie wohl unbewohnt. Jedes Mal fragte ich mich, warum jemand ein solches Fenster hatte einbauen lassen, es passte so gar nicht zum Rest des Innenhofes. Daneben in der Wand gab es ein weiteres, das zur Wohnung gehörte, aber Standard war.
Zurück zu mir. Als Landei, wie ich von Mia, meiner neuen Freundin bezeichnet wurde, lernte ich die Stadt kennen und staunte über Dinge, die anderen so normal erschienen.  Mia nahm mich überall mit hin, ob ich wollte oder nicht. Ohne Rücksicht auf Verluste.
»Mensch, Charlotte, wann willst du das Leben kennenlernen, wenn nicht jetzt?«
Keine Chance auf ein Nein. Mia schleppte mich in Discotheken, Bars und anderen Lokalitäten, die mir teilweise sehr dubios erschienen. Auf meinen Geldbeutel achtete sie dabei nicht, sodass der schon vorher magere Inhalt sehr schnell schrumpfte und ich ein Problem bekam.
»Da wirst du wohl arbeiten müssen«, meinte meine beste Freundin. »Im Pussycat suchen sie eine Bedienung. Das ist doch direkt bei dir um die Ecke.«
»Du hast einen Knall, Mia«, erwiderte ich. »Ich geh doch nicht in einer Anmachkneipe arbeiten. Die Typen dort sind das Allerletzte.«
Sie lachte.
»Du sollst ja auch dort arbeiten und keine Kerle abschleppen. Aber du wirst sicherlich auch etwas anderes finden.«
Etwas anderes finden. So einfach war das dann auch wieder nicht. Schließlich war ich nicht die einzige Studentin der Kunst, die einen Job suchte, um zu überleben.
Während ich so wieder einmal darüber grübelte, dabei an meinem Fenster stand, bemerkte ich eine Bewegung an diesem Fenster, dieser riesigen Glasfläche. Eine nackte Frau presste sich dagegen. Hinter ihr stand ein Mann. Auch unbekleidet. Seine Hände strichen über ihren Körper. Trotz der an die Scheibe gepressten Brüste konnte ich sehen, wie diese eine Veränderung vollzogen. Ganz so, als ob sie härter wurden. Das Glas beschlug durch ihren Atem.
Hitze stieg in mir empor. Mein Unterleib hatte dieses erregte Kribbeln. Die gesamte Szene machte mich an. Als ich sah, wie er seinen Penis in ihr versenkte, ok, ich sah es nicht, aber er drängte sein Becken mit der prachtvollen Erektion gegen ihren Hintern, da krabbelte meine Hand von ganz allein unter meinen Schlüpfer. Massierte meine Klitoris, die sich dankbar vergrößerte. Mit kreisenden Bewegungen hatte ich mich schnell zum Höhepunkt gebracht, derweil gegenüber der Mann die Frau immer schneller gegen das Fenster presste.
Während meines Höhepunktes bekam ich noch so im Augenwinkel mit, wie die Frau ihren Mund wie zu einem Schrei öffnete. Der Mann bog seinen Rücken nach hinten und erstarrte. Meine Unterhose war nass.

Immer noch auf der Suche nach einer Arbeit lief ich am nächsten Morgen der Frau in die Arme. Durch Zufall, als ich an deren Haus entlangging.
»Entschuldigung«, stammelte ich.
»Ist schon ok. Ist doch nichts passiert«, sagte sie und lächelte mich an.
Mir lief es heißkalt den Rücken hinunter. Die Szene des Abends zuvor schlich sich in meine Erinnerung. Wie sie gegen die Scheibe gepresst ihren Liebhaber empfangen hatte.
»Sie sehen mich an, als wäre ich ein Geist. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf, eher um aus dem Tagtraum zu erwachen, denn ihre Frage zu beantworten.
»Kann ich Ihnen helfen? Ich kann Sie in ein Krankenhaus oder zu einem Arzt fahren, dort steht mein Taxi«, sprach sie weiter.
»Oh, nein, alles gut. Ich hatte nur gerade ein Déjà Vu. Taxi? Sie fahren Taxi? Kommt man da leicht an einen Job?«
Die Idee war mir spontan zugeflogen.
»Oh, ich fahre kein gewöhnliches Taxi. Außerdem muss man dafür bestimmte Scheine haben. Für meine Art des Taxis auch, aber andere.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Schätzchen, du siehst auch nicht wirklich so aus, als müsstest du das verstehen.«
Sie war einfach so aufs Du übergegangen. Ich hasste Unwissenheit.
»Ich will das aber verstehen. Bitte daher um Aufklärung.«
»Hast du Zeit, Schätzchen?«
Ich nickte. Eigentlich war es gelogen, aber ich wollte wissen, was sie meinte.
»Komm mit hoch, ich erkläre es dir bei einer Tasse Kaffee oder Tee. Hier draußen friert man sich den Arsch ab.«
Mir fiel erst zu diesem Zeitpunkt auf, dass sie nur einen kurzen Rock und einen dünnen Mantel trug. Unter dem Mantel zeichneten sich ihre Nippel eindeutig ab. Meine gesellten sich dazu, ob nun aus Solidarität, oder weil mir bewusst wurde, dass es an diesem Morgen wirklich eisig war. Ohne Zögern folgte ich der Frau die Stufen in dem alten Treppenhaus hinauf.
»Ich heiße übrigens Helena.«
»Charlotte.«
Mehr konnte ich nach dem Aufschließen der Wohnung nicht mehr sagen. Das Wohnzimmer war lichtdurchflutet durch dieses riesige Fenster. Im Raum selbst befand sich nichts. Nur ein Teppich bedeckte den Fußboden. Keine Bilder, keine Möbel.
»Guck nicht so, das ist mein Arbeitszimmer. In der Küche ist es gemütlicher.«
Dieser Aussage stimmte ich zu. Ein alter Küchenschrank aus Holz und gemütliche Stühle am Tisch hatten ein Flair, damit hätte ich nach dem Wohnzimmer nicht gerechnet.
»Kaffee oder Tee?«
»Einen Kaffee bitte.«
Helena zog ihren Mantel aus. Ihre offensichtlich makellose Haut war schneeweiß. Bis auf Rock und Stiefel trug sie nichts. In einer Seelenruhe, als wäre es das Normalste auf der Welt, fast nackt vor einer fremden Person herumzulaufen, kochte sie den Kaffee. Auf altmodische Weise. Mit Filter und kochendem Wasser. Derweil beobachtete ich ihre Bewegungen, ihren grazilen Körper. Wieder kam die Erinnerung an den Abend zuvor. Mein Schlüpfer hatte auf einmal eine feuchte Konsistenz. Meine unteren Lippen versuchten, meine Jeans zu sprengen.
Was war es nur, dass diese eine Situation mich so erregte?
Gerade wollte sie uns den Kaffee an den Tisch bringen, als ihr Handy klingelte.
»Hallo«, ihre Stimme säuselte wie in einem schlechten Liebesfilm. »Sie sind mit Taxi Amor verbunden.«
Während sie dem Anrufer lauschte, glitt ihre Hand unter den Rock und berührte ihr Geschlecht, das man durch einen Busch kaum sehen konnte. Ihre Finger streiften durch ihr Delta. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl herum.
»Wann soll ich Sie abholen und wo?«
Sie keuchte auf.
»Ja, ich werde mit Ihnen eine heiße Fahrt unternehmen.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, wandte sie sich mit den beiden Tassen in der Hand mir zu.
»Charlotte, Schätzchen, du siehst so unruhig aus. Meinst du wirklich, Kaffee wäre jetzt das Richtige?«
Sie kam auf mich zu, stellte den Kaffee auf den Tisch vor mir und streichelte meine Wange. Das fühlte sich wie ein Stromschlag an. Die Energie wich aus meinen Beinen. Gut, dass ich saß. Ihre Finger hinterließen eine Spur aus Energie, wie eine heiße Spur auf meiner Haut. Was passierte hier gerade? Wollte sie mich verführen? Dabei stehe ich auf Männer, mit einer Frau, nein. Trotzdem machten mich ihre Streicheleinheiten ziemlich an. Sie fand meine Zone hinter dem Ohrläppchen am Hals. Hitze durchströmte meinen Körper. Ein leichtes Stöhnen meinerseites animierte sie zu mehr.
»Helena, bitte …«, stammelte ich.
»Charlotte, Schätzchen, du bist ganz heiß.«
Dabei glitt ihre Hand über meine mit Stoff bedeckten Brüste. Meine Erregung verriet mich.
»Lass dich fallen. Es wird alles gut.«
Mein Vertrauen wuchs aufgrund ihrer Zärtlichkeit und ich machte, was sie mir sagte. Als sie meine Hose öffnete, hob ich automatisch mein Becken, damit sie diese über meine Hüften schieben konnte. Ohne weiter darüber nachzudenken, schloss ich die Augen und genoss Helenas Aktivität. Ihre Finger vollführten sachkundig den Parcour der Erregung. Die höchste Erhebung meines Tales umkreiste sie solange, bis meine Vagina zuckte und mein Becken rotierte. Jetzt einen Mann in mir haben. Warum eigentlich?
Konfus, wie mich diese Situation machte, konnte ich nicht mehr klar denken. Sie verstand es, mir einen zweiten Höhepunkt mit ihrer Zunge zu bereiten, wobei sie dieses Mal auch auf Tauchstation ging.
»Schätzchen, du bist ja ganz außer Atem. Geht es dir gut?«
Mit einem Zwinkern in ihren Augen fragte sie mich, die hechelte wie nach einem Tausendmeterlauf.
»Ja.«
Mehr kam nicht aus meinem Mund.
Helena grinste mich an. »Du bist ein ganz schön heißes Früchtchen. Ich möchte nicht wissen, wie du mit dem richtigen Kerl abgehst. Aber damit bin ich auch schon beim Thema. Du fragtest mich eben nach meinem Taxi.«
Ich nickte. Wobei dann auch die Erinnerung kam, dass dies der Ausgangspunkt war, weshalb ich mit in Helenas Wohnung gegangen bin.
»Ich habe seinerzeit einen Taxischein gemacht, um, wie du jetzt, meine Finanzen aufzubessern. Eines Tages saß im Fond ein Pärchen. Die saßen nicht nur, die zogen während der Fahrt eine heiße Nummer in meinem Taxi ab. Das hat mich nicht kalt gelassen und meine Hand glitt immer wieder in meine Hose. Dass ich dabei stöhnte, hatte der Mann wohl bemerkt und fragte mich nach einem Dreier. Zu diesem Zeitpunkt war ich so heiß, dass ich »Ja« sagte. Wir fuhren in ein Waldstück und es ging sehr heiß zur Sache mit uns Dreien. Anschließend brachte ich die Zwei zu ihrem Ziel. Die Entlohnung war ziemlich hoch. Höher als das Taxameter anzeigte. Eine Idee kam auf, die ich verwirklichte. Ich inserierte in der Zeitung, dass ich besondere Fahrten übernehmen würde. Mit Taxi Amor wurde es Wirklichkeit. Ein neutrales Taxi holt die Männer an ihrem gewünschten Ort ab. Wir fahren zu einem Wunschziel und dann arbeite ich etwas anders. Allerdings wird das vorher abgesprochen. Zum Schluss bringe ich meinen Kunden zu seinem Ort, an den er möchte.«
Ich schluckte. Helena war Prostituierte?
»Guck nicht so entsetzt. Es macht Spaß. Ich kann mir meine Zeit und meine Kunden selbst aussuchen und einteilen. Und wenn ich darauf keinen Bock habe, fahre ich nur Taxi. Aber leichter komme ich nicht an Geld und Sex. Ich bin nämlich ein bisschen oft sehr geil, schon fast nymphoman.«
»Ähm …«, begann ich, »bekommt man da leicht Kunden? Könnte ich so etwas auch machen? Ich meine, mir geht es nur ums Geld. Also nur Taxi fahren, meine ich.«
Meine Gastgeberin lachte auf. Die Tränen kamen aus ihren Augenwinkeln dabei.
»Was war denn so lustig?«, fragte ich mich.
»Schätzchen, nur Taxi? Das ist ein Knochenjob. Nachts am Bahnhof oder Flughafen stehen, auf Kundschaft warten. Dich anblaffen lassen, nach Saufgelagen musst du den Wagen wieder säubern, sonst gibt es Ärger mit dem Boss, aufdringliche Kunden, die deinen Körper gratis als Zugabe wollen und so weiter. Ich bin glücklich, mir meine Kunden aussuchen zu können. Wenn du willst, kannst du es einmal ausprobieren. Ich bezahle dir auch den Taxischein. Du kannst ihn abarbeiten.«
Tausend Gedanken durchströmten meinen Kopf. Sex mit Fremden? Aber hatte ich nicht eben mit einer mir wildfremden Frau …? Es hatte Spaß gemacht, da existierte so ein Kick, der mir bislang unbekannt war.
»Kann ich das einfach mal machen? Sind das nur Männer oder auch Frauen?«
»Charlotte. Ach, das ist einfach zu altmodisch und nicht passend. Charly nenne ich dich ab sofort.«
Ihre Hände strichen wieder über meine noch immer nackten Beine. Das Kribbeln, das nicht ganz verschwunden war, verstärkte sich erneut. Automatisch glitten die Schenkel auseinander, wie um die Liebhaberin ein weiteres Mal einzuladen.
»Du bist auch ganz schön geil, meine liebe, kleine, naïve Charly. Frauen rufen sehr selten an. Du würdest auch an ihnen Gefallen finden.«
Ihre Finger glitten durch mein erregtes Tal. Hechelnd wie eine Hündin und mit stark klopfendem Herzen kam ich unter ihrer fachkundigen Berührung. Mein Saft schoss nur so aus mir hinaus. Das kannte ich noch nicht. Mit nur einer Liebschaft mit dem Nachbarsjungen konnte man einfach nicht von Erfahrung sprechen. Blümchensex, Missionarsstellung und einmal von hinten, mehr war da nie passiert. Dennoch zeigte mir Helena, dass Sex mehr bedeutete als ein schlichtes Rein und Raus oder ein selbst herbeigeführter Orgasmus.
Als mein Körper sich wieder beruhigt hatte, sah ich die Welt anders. Wenn Sex so viel Spaß bereitete, wäre es doch ein Leichtes, damit Geld zu verdienen. Natürlich dürften meinen Eltern das nie erfahren, so katholisch wie die waren. Mit einem Job als Taxifahrerin so wie Helena würde ich beides vereinen können.
»Ich will«, sagte ich entsprechend vehement.
Helena lachte. Ihre vollen Brüste wippten dabei im Takt.
»Natürlich, meine kleine Charly«, hauchte sie und zog sich ihren Mantel über. »Ich muss jetzt meinen Kunden abholen. Wenn du willst, bleib hier. Manchmal steht er auch auf einen Dreier. Sozusagen als Debüt für deine neue Karriere.«
Die Neugier gewann über meine Skrupel. Einen Dreier! Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Heiß und kalt liefen Schauer über meinen Rücken. In Erwartung unbekannter Ereignisse, entledigte ich mich aller noch an meinem Leib befindlicher Kleidung und suchte Helenas Dusche auf. Der Kaffee anschließend war ziemlich kalt, löschte ansatzweise meinen Durst und hatte ein sehr angenehmes, dennoch sonderbares Aroma.
Die beiden kamen küssend in Helenas Wohnung. Ein schmucker Kerl im Anzug, der seine Finger nicht im Zaum halten konnte und ständig an ihr herumgrabschte. Sie keuchte und stöhnte dabei leise. Mich hatte noch keiner bemerkt. Meine Hormone tanzten Samba und auch meine Finger versuchten, das in mir entstandene Feuer zu kühlen. Anscheinend wurde ich zu laut dabei.
»Ah, darf ich dir Lottchen vorstellen? Das scharfe kleine Lottchen mit dem heißen Zaubertrank?«
Schlagartig strömte mein gesamtes Blut in die Wangen, so fühlte es sich zumindest an. Helena pries mich an wie eine Hure, oder bildete ich mir das nur ein? Sie hatte aber recht. Ich wäre zu diesem Zeitpunkt mit echt jedem Mann in die Kiste gesprungen, so heiß war ich.
»Lottchen also. Ein Lotterlottchen würde ich meinen, so wie ihre Finger in ihrem Löchlein stecken, das so zuckt.«
Wäre mein Blut nicht schon in meinem Kopf gewesen, spätestens in diesem Moment wäre es eingeschossen. Was legte ich denn für ein Gebahren an den Tag? Saß mit weit gespreizten Beinen auf dem Teppich und hatte Hand angelegt.
Der Mann löste sich von Helena und kam auf mich zu. Kniete seinen Körper vor dem meinen, entfernte mit einem sanften Ruck meine Finger aus besagter Öffnung und beugte seinen Kopf zu meinem Loch. Als seine Zunge hereinfuhr, wo vorher noch meine Finger gewesen waren, juchzte ich kurz auf.
»Mehr, bitte«, keuchte mein Mund, ohne dass mein Gehirn etwas zu sagen hatte. Nur der Trieb bestimmte, wo es langgehen sollte. Seine Zunge spielte in meinem Tal, wie Helenas vor einer halben Ewigkeit.
»Wunderbarer Zaubertrank, der dort aus dir heraussprudelt, du Lottchen. Die Quelle sollte ich schnell einmal versiegeln.«
Meine Sinne schwanden, als sein Glied in mich eindrang. Nicht dass ich weg gewesen wäre, aber ich fühlte mich wie im Himmel. Er füllte mich aus, in Breite und Länge. Sanfte Stöße katapultierten meinen Himmel in Sphären, aus denen ich nicht mehr herauskommen wollte. Das Rauschen in meinen Ohren nahm stetig zu.
Plötzlich verdunkelte etwas meine Augen. Meine Nase vernahm einen wunderbar würzigen Geruch, der in der Erinnerung etwas von eigener Geilheit hatte. Meine Zunge wanderte wie von Geisterhand durch feuchte Haare, bis sie eine Feuchtigkeit erreichte, die dem Geruch ähnelte. Das konnte nur Helena sein. Automatisch schleckte ich ihr Tal entlang. Immer wieder und schneller werdend. Meine Nippel erfuhren derweil Kniffe, die einen Schmerz erzeugten, der mir unbekannt war, der durch die inzwischen härteren Stöße durch das noch steifer gewordene Glied in Lust verwandelt wurde. Meine Wollust steigerte sich ins Unermessliche, das Verlangen nach mehr. Schon spürte ich die Kontraktionen meiner Vagina, das Melken des Penis’, der tief in mir steckte. Mein Stöhnen verhallte ungehört, denn Helenas Busch setzte sich über meinen Mund, sodass nur noch meine Nase nach Luft schnappen konnte. Wenig Luft.
Absolut berauscht überrollte mich ein Orgasmus nie gekannten Ausmasses. Das Pumpen des Samens in meine Gebärmutter war wie ein Wasserfall in meinen Ohren. Mit dem Pling im rechten Unterleib erhöhte sich die Frequenz der Stöße und meine Lunge gierte nach Luft, die meine Nasenlöcher ihr nicht ausreichend zur Verfügung stellen konnten. Ich schwebte in einer Sphäre aus Blau und Rosa. Nicht mehr von dieser Welt. Ein Rauschen gemischt mit einer Melodie der Ekstase bestimmte die Klangwelt. Einfach nur treiben lassen, schwerelos, ohne Konsequenzen.

»Charly, Schätzchen!«
Zu der Stimme gaben mir kühle Hände leichte Klapse auf die Wangen.
Meine Lider erhoben sich schwer. Zu hell war das Licht, das sie berührte. Schnell fielen sie zurück in die dunkle, warme Traumwelt, aus der ich nicht wieder erwachen wollte.
»Charly, du musst aufwachen!«
Jetzt rüttelte eine Hand an meiner Schulter und nur widerwillig folgte ich der Aufforderung. Der Raum war unbekannt, Helena hingegen lächelte mich an.
»Du bist wieder da. Puh, was habe ich mir Sorgen gemacht.«
Mein Kopf schmerzte etwas. Damit erhob ich mich mit meinen Ellenbogen etwas in die Höhe.
»Was ist passiert?«
Mehr Lallen als klare Aussprache, das war mir direkt bewusst, als die Worte meine Watte durchdrangen.
»Alles gut. Du hast nur die falsche Tasse erwischt. Eine alte mit einer ganz besonderen Zugabe. Hätte ich das gewusst, wäre sie noch vor meiner Abfahrt im Ausguss verschwunden.«
»Wo ist dein Fahrgast?«
Sein Samen lief weiterhin aus mir hinaus. Die kalte feuchte Spur bis zur Lache an meinem Po verriet mein Treiben und die Wahrheit, dass ich mit einem Wildfremden ungeschützten Sex gehabt hatte.
»Monsieur Kvallier ist schon an seinem Geschäftort. Er nimmt sich immer eine Runde Sex, bevor er Geschäfte betreibt. Er meint, das bringt ihm Glück. Und davon gibt er bei seiner nächsten Dienstreise immer etwas bei mir ab. Jetzt werden wir sehen, ob du ihm auch Glück gebracht hast. Zumindest hatte er Gefallen an dir gefunden, so wie du abgegangen bist.«

Was soll ich sagen? So als Abschluss dieser kleinen Geschichte? Die Episode machte aus mir ein geiles Weibchen, nymphoman und nimmersatt. Oh, nicht so, wie man jetzt von mir denken würde. Denn nach diesem Erlebnis erbat ich mir von Helena Bedenkzeit, die ich in sexueller Hinsicht mit Eigenregie ausfüllte und in Realität mit Lernen verbrachte. Die nächsten Klausuren standen bevor. Als diese vorbei waren, kam mir das Pling dieses einen Nachmittags wieder in den Sinn. Aus diesem Pling ergaben sich zwei blaue Streifen. In meiner Not trugen meine Beine mich tränenüberströmt zu Helena, die ich zwischenzeitlich zwar hin und wieder getroffen hatte, aber ohne weitere Erlebnisse zu haben.
»Kleine Charly, du machst vielleicht Sachen. Ich werde mit Monsieur Kvallier reden, vielleicht kennt er eine Lösung.«
Zuerst hatte ich Panik, was dieser Geschäftmann als Lösung anbieten werde, denn einen Mord könnte ich zu keiner Zeit übers Herz bringen. So sitze ich nun in einem kleinen Apartment und bewundere den täglich dicker werdenden Bauch mit Freude. Dieser Nachmittag hatte ihm so viel Erfolg gebracht, dass ich jetzt als seine Mätresse lebe und sein erstes Kind austrage. Meine Lust auf seinen wunderbaren Körper hat die Schwangerschaft nicht gemindert, im Gegenteil, sobald ich den Schlüssel im Schloß höre, läuft meine Lust an den Beinen herunter und mein Dreieck öffnet die Tore, um ihn zu empfangen.

Samstag, 3. Juni 2017

Chiaras Trauer




»Bist du heute Abend zuhause, oder musst du den Dienst für deine Kollegin übernehmen?«
Chiara freute sich über diese Frage ihres Mannes Bengt.
»Melanie ist immer noch krank. Da muss ich eine Sonderschicht einlegen. Dafür habe ich anschließend zwei Tage lang frei.«
»Och, schade. Ich liebe dich, mein Schatz.«
Bengt, ihre erste große Liebe, ihre wahre Liebe. Jetzt waren sie schon fünf Jahre zusammen und nichts konnte bisher etwas daran ändern. Kleinere Reibereien, aber die kamen überall vor. Nur blöd, dass sie als Krankenschwester Schichtdienst hatte und die beiden sich manchmal tagelang nicht sehen konnten. Denn Bengt war Vertreter und viel unterwegs.
Vor drei Nächten lagen sie das letzte Mal gemütlich im Bett. Erhitzt durch ihre Liebe.
»Meinst du, es hat geklappt?“
Bengt strich zärtlich über Chiaras Stirn.
»Ich wünsche mir so sehr ein Baby mit dir.«
»Ich doch auch.«
Bei der jungen Frau war es nicht nur der Liebe wegen, sondern auch des Berufes, der sie schier aufzufressen drohte. Sie liebte ihren Job, nur die Arbeitsbedingungen waren ihr ein Gräuel. Ständig Schichtdienst, Sonderschichten, weil jemand anderes ausfiel, über die Bezahlung musste man gar nicht erst sprechen. Ein Baby könnte daran einiges ändern. Aber vor allem ihre Liebe zueinander besiegeln.

»Chiara, komm schnell, ein Notfall wird eingeliefert.«
Schnell lief Chiara mit ihrer Kollegin in die Notaufnahme. Die Sanitäter schoben zwei Rollwagen mit Krankenbahren in die Räumlichkeiten. Die Erstversorgung war schon am Unfallort geschehen. Chiara half mit, den Patienten vor ihr zu stabilisieren. Er stand unter Schock und starrte vor sich hin. Undeutliche Worte kamen aus seinem Mund. Routiniert versorgte der Arzt den Patienten.
»Er kann ins Röntgen. Schwester Elena, bitte kümmern Sie sich darum.«
Ihre Kollegin verschwand mit dem Unfallopfer. Chiara zog die Handschuhe aus und begann, den Raum zu verlassen, um auf Toilette zu gehen.
»Schwester Chiara, bitte kommen Sie uns zur Hilfe. Wir benötigen eine weitere Kraft.«
Müde durch die fast beendete Doppelschicht drehte sie sich um und betrat den anderen Raum. Überall war Blut auf dem Boden.
»Kammerflimmern. Defibrillator.«
Das bekannte Geräusch des Aufladens ertönte.
Adrenalin durchströmte ihren Körper und sie ging schnellen Schrittes in Richtung der behandelnden Personen.
»Wir brauchen dringend mehr Blutkonserven! Null Negativ!«
Automatisch lenkten sie ihre Füße zur Wand mit dem Telefon, ergriff den Hörer und rief die zuständige Stelle für Blutkonserven an. Währenddessen nahm sie die Bemühungen am Verletzten im Hintergrund wahr. Defibrillation und Reanimation, nicht ungewöhnlich, aber immer wieder mit innerer Anspannung verbunden.
Ihre Blase drückte. Länger würde Chiara nicht einhalten können.
»Ich bin sofort zurück, ich muss auf Toilette«, rief sie und verließ eilig den Raum. Zwar könnte das Ärger geben, aber eine Blasenentzündung musste nicht schon wieder sein.
Auf dem Rückweg kam ihr eine junge Frau mit zerzaustem Haar entgegen.
»Wie geht es ihm? Bitte sagen Sie mir, wird er überleben?«
Chiara blickte die Frau an. Sie hatte ein paar Schrammen, die bereits verschorft waren und einen gewölbten Bauch.
»Ich darf Ihnen keine Auskünfte geben. Nur der Arzt darf das. Wer sind Sie denn und welchen Patienten meinen Sie?«
»Julia Baumann. Was ist mit meinem Freund?«
»Sie sind nicht mit ihm verwandt? Dann warten Sie bitte, bis ein Angehöriger des Verletzten anwesend ist. Wir dürfen leider nur Auskünfte an Familienangehörige erteilen.«
Mit raschen Schritten eilte Chiara zurück in die Notaufnahme. Kaum eingetreten, sah sie auch schon den verzweifelten Kampf um das Leben des Menschen auf dem Tisch. Sie trat näher, im Falle, dass sie helfen könne.
»Exitus. Uhrzeit 05.47.«
Erschöpft wurden diese Worte von dem diensthabenden Oberarzt, der neu im Haus war, ausgesprochen. In diesem Moment kam ein Pfleger mit den Blutkonserven. Alle waren erstarrt. Niemand schaute auf Chiara.
Ihre Augen wurden groß, das Gesicht verlor jegliche Farbe, ihr Mund öffnete sich und ihre Knie sackten in sich zusammen.

Als sie zu sich kam, lag sie in einem Krankenzimmer. Helles Licht drang in ihre Augen. Neben ihr saß Franziska, eine Kollegin.
»Bengt?«
»Sch, Chiara, der …«
»Was ist mit Bengt?«
Das aufwallende Adrenalin gab ihr einen Kick und Chiara versuchte, aufzustehen, sich die Infusionsnadel zu entfernen.
»Leg dich wieder hin, Chiara. Ich sage Dr. Berthold Bescheid, dass du wieder bei Bewusstsein bist.«
Tränen rollten über ihr Gesicht. Hatte sie wirklich Bengt auf diesem Behandlungstisch liegen sehen? Oder war es ein Trugbild durch die Müdigkeit gewesen? Eine Verwirrtheit war in ihrem Kopf, die keinen klaren Gedanken fassen ließ.

Nach dem Gespräch mit dem Arzt und auch der Polizei war Chiara wie in Watte gepackt. Alles drang nur noch dumpf an sie heran. Geräusche klangen verzerrt. Das schwarze Loch schien sie zu sich zu ziehen. Am liebsten würde sie ihm folgen.
Tot, Unfall, Blut, Bengt. Diese Worte kreisten in ihrem Kopf.
Plötzlich kam ihr diese Frau in den Sinn, die sie vor dem Behandlungsraum getroffen hatte. Wie hieß die nur gleich? Das schwarze Loch verlor an Anziehungskraft.

»Komm, ich fahre dich nach Hause«, sagte Franziska. »Oder willst du mit zu uns? Aber da ist es laut, wie du weißt.«
Mitfühlend legte ihre Kollegin eine Hand auf ihren Rücken.
»Wir sind alle sehr betroffen. Der Chef hat gesagt, du sollst jetzt erst einmal alles erledigen. Wenn du Hilfe benötigst, sollst du zu ihm kommen.«

Die nächsten Tage verbrachte Chiara wie in Trance. Die ganzen Formalitäten und die Bürokratie mit Polizei und Versicherung, die Anrufe von Freunden und Verwandten, ihre Eltern, seine Eltern, alles brach über sie herein. Unerwartet und traumatisch.
Aber diese Julia nagte an ihr wie Karies an einem Zahn. Chiara begann, Bengts Sachen zu durchwühlen. Auf so eine Idee wäre sie zu seinen Lebzeiten nie gekommen. Das absolute Vertrauen, ein Fehler, wie sich herausstellte.
Im Terminkalender gab es einige Termine, bei denen nur JB stand. Immer, wenn sie Dienst hatte. Zurückverfolgend um ein Jahr. Jetzt durchsuchte sie seine Jacken und Hosen. Und wurde fündig, wollte aber nicht wahrhaben, was sie gefunden hatte. Ein Foto von Julia und Bengt, daran geheftet ein Ultraschallbild mit einem Embryo. Auf der Rückseite stand in einer zierlichen Frauenhandschrift mit roter Tinte »Ich liebe dich«.
Ein Baby mit einer anderen Frau. Überhaupt, eine andere Frau.
Das Papier fiel in kleinen Schnipseln zu Boden. Der Verrat an ihrer Liebe, ihrer Treue, ihrem Leben. Wie hatte er das tun können? Diese Scheinheiligkeit, mit ihr ein Kind bekommen zu wollen, es aber mit einer anderen Frau schon fast geschafft zu haben. Was war nur in seinem Kopf vorgegangen? Warum hatte ihre Liebe nicht ausgereicht?

Am nächsten Tag sollte die Beerdigung stattfinden, nachdem die notwendigen Formalitäten erledigt waren. Ihrem Anwalt überließ sie das Vorgehen mit Polizei und Anwaltschaft, da sie nicht mit dieser jungen Frau zusammenkommen wollte, die ihre Ehe aus den Angeln gehoben hatte. Der andere Fahrer, den sie zuerst im Krankenhaus versorgt hatte, war schuld. Da sie selbst weiter nicht in diesen Unfall involviert war, wollte sie damit nicht konfrontiert werden.
In Chiara war die Trauer schon längst einer Wut gewichen. Wut, die ein Ventil suchte. Systematisch nahm sie ein Kleidungsstück von Bengt nach dem anderen. Teilweise fand sie weitere Beweise seiner Untreue mit dieser Julia. Wann hatte er es ihr sagen wollen? Wenn das Baby geboren wäre? Das Baby, nicht ihr gemeinsames. Das mit einer fremden Frau gezeugte Baby.
Der Haufen aus zerschnittenen Kleidungsstücken und Papier wurde stetig größer. Die Tränen versiegten im Laufe der Zeit. Irgendwann war der Kleiderschrank leer. Ihre Hände schmerzten vom Zerschneiden und Zerreißen.

Als es klingelte, öffnete sie mit zerzausten Haaren die Haustür.
»Du siehst scheiße aus, Chiara. Bist du dir sicher, dass du die Beerdigung durchstehst?«
Michael, Bengts Bruder, kam, um sie wie versprochen abzuholen. Seine Stimme klang besorgt. Sie gingen ins Wohnzimmer.
»Ach du meine Güte. Was ist hier passiert? Was hast du getan? Warum hast du mich nicht angerufen und mir geredet?«
»Halt mich fest, Mike. Bitte.«
Ihr Schwager nahm sie fest in seine Arme. Hielt sie fest, drückte sie förmlich an sich. Streichelte über ihr Haar. Küsste ihren Kopf. Wie ein großer Bruder das tun würde. Kein Wort drang über ihre Lippen, kein Wort der Erklärung. Alles war leer, bis auf diese Wut. Als sie sich von ihm löste, öffnete sie den Knoten des Bademantels, ließ diesen auf den Boden gleiten und stand nackt vor ihm.
»Liebe mich, jetzt und hier.«
»Chiara, nein. Was soll das? Soll ich einen Arzt rufen? Willst du zuhause bleiben?«
Chiara konnte sehen, was ihre Nacktheit auslöste. Michael hatte am Anfang ihrer Beziehung mit Bengt versucht, sie diesem abspenstig zu machen. Auch später immer wieder, ohne Erfolg.
»Liebe mich. Du hast mich immer gewollt. Jetzt bin ich frei.«
Mit lasziven Bewegungen schritt sie zu dem großen Haufen auf dem Boden, legte sich darauf und öffnete ihre Beine weit und einladend.
»Fick mich, wenn du mich nicht lieben willst, aber mach einfach. Das wolltest du doch schon immer. Jetzt ist die Gelegenheit.«
Vorsichtig näherte sich ihr Schwager dem Angebot. Unsicher nestelte er an seiner Hose herum, was Chiara nicht schnell genug ging, sie somit aufstand und ihm half. Sie grinste in sich hinein. Ihre Anziehungskraft auf den Schwager war nie verloren gegangen. Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander.
Durch ihr Vorhaben bekräftigt, glitt er ohne großen Widerstand in sie hinein. Ihre feuchten Wände umfingen sein Glied und ein Seufzer entkam ihren Lippen. Seine heftigen schnellen Stöße brachten ihren Körper schnell in eine andere Umlaufbahn. Sie feuerte ihn an, schneller und heftiger von ihr Besitz zu ergreifen.
»Mach schon, fick mich! Stärker! Zeig es mir! Komm, du geiler Hengst!«
Bis er sich ungeschützt in ihr verströmte.

»Danke«, sprach Chiara beim Aufstehen, noch immer etwas außer Atem, und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
»Das bleibt unter uns.«
Schnell zog sie sich etwas an, denn schließlich wartete die Beerdigung. Nicht das geplante Traueroutfit, das sie sich extra gekauft hatte. Nicht nach seinem Verrat. In ihrem Schrank befand sich noch ein sexy enges schwarzes Kleid. Dazu schwarze halterlose Strümpfe und etwas höhere Schuhe. Keine Unterwäsche.
»Das passt ….«, setzte Michael an.
»Psst, das passt. Es ist schwarz. Sollen die Leute doch reden. Sie werden es sowieso, wenn sie erfahren, dass Bengt mit einer anderen Frau ein Baby erwartet. Was soll ich machen? Die trauernde Witwe spielen zu der Farce? Ich kann es nicht. Nicht so.«
Der Mund ihres Schwagers blieb offen stehen.
»Guck nicht so ungläubig. Ihr werdet es alle früh genug erfahren. Oder habt ihr gemeint, das sei nur eine Arbeitskollegin? Halt einfach heute Ausschau nach einer Frau in unserem Alter. Lange braune Haare und gewölbter Bauch. Lass uns jetzt fahren. Sonst kommen wir noch zu spät.«

Sie war anwesend. Zwar ziemlich versteckt, aber da. Chiara blickte durch die schwarze Sonnenbrille immer wieder zu ihr hin. Die abschätzigen Blicke, die ihrer eigenen Kleidung galten, hatte sie an sich abprallen lassen. Sie fühlte das Sperma ihres Schwagers an ihren Strümpfen langsam herunterlaufen. Es kühlte und erinnerte sie weiterhin an Bengts Verrat. Eine kleine Rache.
Die Rede des Pfarrers lockte die Tränen aus ihr heraus. Gemeinsame Erinnerungen an schöne Zeiten, als ihre Welt noch in Ordnung gewesen war.
Die Menschen kondolierten, nahmen von ihm Abschied, gaben ihr die Hand und murmelten ein paar Worte. Mechanisch antwortete Chiara darauf. Ihre Aufmerksamkeit galt Julia. Sie hatte sich eingereiht. Gleich würde sie Abschied vom Vater ihres Babys nehmen. Traute sie sich, ihr die Hand zu geben?
Julia stand vor ihr. Das Wiedererkennen ließ sie noch mehr erbleichen. Offenbar war ihr bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen, dass die Krankenschwester damals gleichzeitig die Ehefrau ihres Geliebten gewesen war.

»Ich fühle mit Ihnen.« Julia hielt Chiara die Hand hin, sah aber zu Boden. Die Wölbung des Bauches zeigte ein fortgeschrittenes Stadium der Schwangerschaft, was bei der flüchtigen Begegnung im Krankenhausflur nicht so aufgefallen war. Ein Stich in Chiaras Brust. Am liebsten wäre sie weggerannt. Aber sie zeigte Haltung, um ihren Plan später in die Tat umsetzen zu können.
»Kommen Sie doch nachher mit zum Totenschmaus. Sie sind herzlich eingeladen, Julia.«
Jetzt starrten zwei braune Augen sie entsetzt an.
»Ja, ich weiß von Ihnen. Kommen Sie einfach.«

»Chiara, du siehst ganz schön scharf aus. Bist du sicher, dass du die richtige Kleidung trägst?«
»Ach, Melanie. Nein. Warte bis später. Du wirst alles erfahren.«
»Irgendwie kommst du mir auch nicht wirklich so vor, als würdest du noch trauern. Sag, wenn ich mich irre. Du hast dich in den letzten Tagen sehr verändert.«
»Warte bis später. Ihr werdet die Wahrheit erfahren.«

»Ihr Lieben«, hob Chiara an zu sprechen, »danke, dass ihr meiner Aufforderung gefolgt seid und nun mit mir Bengt gedenkt. Sicher wundert ihr euch, dass ich nicht mehr so bin wie noch vor einigen Tagen. Traurig und verzweifelt. Es hat mit einer Person in diesem Raum zu tun.«
Ihr Blick schweifte zu Julia und blieb dort hängen. Die anderen Augenpaare folgten. Sichtlich unangenehm war der jungen Frau die Situation.
»Diese junge Frau dort heißt Julia Baumann. Wie man erkennen kann, bekommt sie ein Baby. Bengts Baby.«
Ungläubige Blicke der Anwesenden gingen zwischen den beiden Frauen hin und her. Ein Raunen rollte durch den Raum.
»Um es kurz zu machen, ich wünsche euch einen angenehmen Tag hier auf meine Kosten. Lernt Julia kennen. Vielleicht auch Seiten an Bengt, die ihr noch nicht kanntet. Ich nämlich auch nicht. Ich will sie aber auch nicht mehr wissen, es ist aus und vorbei. Ich werde jetzt nach Hause fahren und mein Leben reinigen. Bis dahin.«

Bevor sie jemand aufhalten konnte, war sie schon aus dem Raum gestürzt. Dort lehnte sie sich kurz gegen die Wand. Ihre Beine zitterten. Das Herz raste. Jetzt gab es kein Zurück mehr, sie musste ihren Plan weiter fortführen.

Im Wohnzimmer öffnete sie den Schrank mit den Fotoalben. Eines nach dem anderen nahm sie heraus und legte alle neben das Sofa. Dazu eine Schere. Und eine Flasche Wodka. Jedes einzelne Bild zerschnitt sie. Jede Erinnerung an Bengt. Weg damit, raus aus ihrem Leben. Der Pegel der Flasche sank.

Es klingelte. Vincent, ihr anderer Schwager, stand vor der Tür.
»Kann ich reinkommen?«
»Nur, wenn du mich fickst.«
»Chiara …«
»Nur, wenn du mich fickst.«
»Ja, aber ich will …«
Chiara hielt ihm einen Finger an die Lippen und zerrte ihn in die Wohnung, das Schlachtfeld. Bis ins Wohnzimmer.
»Na komm, mach schon.«
»Du bist betrunken, Chiara.«
»Stört dich das beim Ficken?«
Vincent wurde bewusst, wenn er mit ihr reden wollte, musste er ihren Weg gehen.
Chiara hatte sich schon entkleidet und lag erneut auf dem Kleiderhaufen, auf dem sie schon Michael genommen hatte. Sie wollte Bengt vergessen, ihn aus ihrem Körper verdrängt wissen. Ihn beschmutzen, so wie er ihre Ehre und Ehe beschmutzt hatte. Dabei konnten einfach nur andere Männer helfen. Außerdem war sie betrunken und geil, wie immer, wenn der Alkohol ihren Leib durchflutete.
Vincent kniete sich vor ihr nieder. Ihre Schamlippen waren weit geöffnet, offenbarten ihre Lust. Und Chiara war eine Frau, die schon immer sehr attraktiv ausgesehen hatte.
Zärtlich berührte er ihre Nacktheit, streifte mit seinen Fingern über ihre Haut, sodass sie aufstöhnte und mehr verlangte. Auch bei ihm ließ sie sich fallen. Öffnete sich ihm vollständig, drängte ihr Becken gegen seines, um ihn ganz in sich spüren zu können. Seine Bisse in ihre Nippel erhöhten die Erregung ins Unermessliche. Er drang in sie ein, fand einen Rhythmus mit ihrem Becken und die beiden klammerten sich bei ihrem Höhepunkt aneinander.
»Danke, Vincent.«
Noch immer gingen ihr Puls und ihr Atem schnell.
»So kenne ich dich nicht, Chiara. Ich meine, klar, das wollte ich schon immer, aber nicht so.«
»Vergiss es, Vincent. Das hat allein mit Bengt zu tun, mit dem, was er mir angetan hat. Ich war diejenige, die Liebhaber hätte haben können ohne Ende und treu war. Du weißt das. Warum war er mir untreu? Erzähl es mir! Hat sie darüber gesprochen? Die Geliebte meines toten Mannes?«
Die Wut in ihrer Stimme erschreckte den Mann an ihrer Seite.
»Sag, was willst du hier? Wer hat dich geschickt? Deine Eltern? Meine Eltern sind zum Glück weit weg. So müssen sie meine Schmach nicht miterleben.«
»Nein, niemand hat mich geschickt. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Melanie hat erzählt, dass du gekündigt hast. Was hast du vor? Und warum zerstörst du alles aus eurem Leben?«
Chiara lachte auf. Ihre Hand langte zu seinem schlaffen Glied und begann, es erneut zu wichsen.
»Zerstören? Ich? Ich baue mir gerade ein neues Leben auf. Das alte lasse ich hinter mir. Die Erinnerungen daran benötige ich dazu echt nicht.«
Den Erfolg ihrer Handbewegungen nutzte sie schamlos aus. Sie setzte sich auf Vincents Erregung und kreiste ihr Becken. Während er sich mit ihren Brüsten beschäftigte, spürte sie ihren nächsten Höhepunkt nahen.
»Fick mich, ja, stoß zu.«
Ihre Fingernägel krallten sich in seine Brust. Hinterließen Spuren auf seiner Haut.
Ein Schrei hallte durch die Wohnung. Ihr Schrei, voller Inbrunst und Wollust.
»Nimm mich, wie eine läufige Hündin.«
Vincent war längst in den Bann der Begierde verfallen und machte alles, was Chiara wollte. Seine Hoden klatschten im Takt seiner Stöße gegen ihre Schamlippen und ihre Klitoris und entlockten weitere Schreie. Während sie kam, schmierte er mit einem Finger ihren Saft auf das Hintertürchen und drang vorsichtig ein. Keine Abwehr. Auf einmal gab es eine Leere in Chiara.
»Nicht aufhören, mach weiter, bitte«, winselte sie.
Seine Eichel drang vorsichtig in den Schließmuskel ein. Chiara keuchte, weil es leicht schmerzte. Vincent war einfach kräftiger gebaut als Bengt. Aber auch daran gewöhnte sie sich schnell. Ein weiterer Höhepunkt überrollte sie und dann kam Vincent.
»Du bist ganz schön geil. Ich kann gar nicht verstehen, warum Bengt dich betrogen hat. So eine Rakete habe ich noch nie erlebt.«
»Red nicht von Bengt. Er ist tot. Gestorben und gelöscht. Ich muss nur noch die Dateien auf dem Computer löschen.«
»Chiara, bitte …«
»Nein, ich weiß, du meinst es nur gut. Am besten, du gehst jetzt wieder. Hanna wartet sicher auf dich.«
Vincent wurde weiß.
»Ach, hast du ein schlechtes Gewissen? Du bist auch nicht treuer als Bengt. Und Michael. Das scheint in eurer Familie zu liegen. War ich die Erste, mit der du Hanna betrogen hast?«
Er schüttelte den Kopf. Die Anklage saß, das konnte sie an seiner Miene erkennen.
»Sie lässt mich seit Pias Geburt nicht mehr ran. Ich bin doch auch nur ein Mann.«
»Hey, Pia ist gerade einmal vier Monate alt. Lass Hanna Zeit. Die Geburt war nicht einfach.«
Tränen rollten jetzt über ihre Wangen. Die Erinnerung an die erfolglosen Versuche, selbst schwanger zu werden. Die Trauer ging in Wut über. Julia. Sie hatte jetzt das in ihrem Bauch, was sie sich schon seit vier Jahren wünschte.

»Chiara, unsere Eltern wollen wissen, was du jetzt zu tun gedenkst. Du hattest recht, sie haben mich geschickt. Sie hätten gerne ein paar Erinnerungsstücke. Aber das wird wohl nicht mehr möglich sein«, sprach Vincent nach einer kurzen Pause.
»Nein, das wird nicht mehr möglich sein. Weg mit Bengt. Er hat mich so sehr verletzt, da ist sein Tod irgendwie weniger schlimm. Ich kann es nicht beschreiben. Seine Untreue, das Verheimlichen, das hat etwas in mir zerstört. Die Liebe, die ich empfunden habe, gibt es nicht mehr. Also will ich auch die Erinnerungen daran nicht mehr. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ihr bekommt ja ein neues Familienmitglied, das wird euch reichen müssen.«
»Ich werde jetzt gehen. Wenn du mich brauchst, gib mir Bescheid.«
»Danke Vincent.«
Das würde nicht nötig sein.
Chiara hatte sich schon eine neue Wohnung und eine andere Arbeitsstelle gesucht. Ohne Abschied würde sie von hier verschwinden. Alles hinter sich lassen, neu anfangen. Egal, was die anderen von ihr denken würden. Es war ja nicht der Verrat an ihnen und ihrer Liebe.

Die neue Wohnung war kleiner, billiger und relativ karg. Chiara hatte nur die wichtigsten Dinge mitgenommen. Ihr Bett, das die ganze Zeit im Keller gelagert war, den bequemen Sessel, den sie schon vor ihrer Beziehung mit Bengt hatte und ihre Kleidung. Die Küche hatte sie vom Vormieter übernehmen können.

Der erste Arbeitstag brachte sie in eine Routine zurück. Nur mit neuen Kollegen und Vorgesetzten. Bewusst hatte sie ihren Kittel nicht komplett zugeknöpft und sie konnte sehen, wie einer der Pfleger ihr während der Vorstellung in den Ausschnitt starrte. Ihr wurde heiß bei dem Gedanken, wie seine schlanken Finger über ihren Körper gleiten würden. Durch Zufall wurde er ihr zugeteilt, um die Station zu zeigen. Immer wieder berührten sich ihre Körper, die Finger, die Hände.
»Und hier ist der Vorratsraum«, sagte Rene und schloss eine Tür auf. »Hier kommt man nur mit diesem Schlüssel rein. Früher wurde zu viel geklaut.«
Chiara lächelte ihn an, blinzelte mit einem Auge. Sie war scharf.
»Ich zeig ihn dir mal genauer, komm mit«, keuchte Rene leicht, denn er hatte verstanden, was sie ihm mit ihrer Mimik sagen wollte.
In dem kleinen Raum pressten sie sofort die Lippen aufeinander, sobald die Tür ins Schloss gefallen war. Renes Hände öffneten ihren Kittel und seine Hände strichen über ihren dünnen BH, unter dem sich sofort die Nippel hart aufstellten.
»Du bist rattenscharf, neue Kollegin«, stöhnte er. Ihre Hände hatten seine Hose geöffnet und gefunden, was hart war.
»Fick mich«, hauchte sie ihm ins Ohr.
Dabei drehte sie sich um, hob ihren Kittel und er konnte Chiaras nackten Hintern sehen. Die Aufforderung reichte aus. Ohne Zögern drang er in ihre nasse Enge ein. Es roch leicht nach Sperma, als hätte sie schon einmal an diesem Tag Verkehr gehabt. Aber Rene war das egal. Sie war so fein gebaut, reizte ihn und keuchte, als er begann, sie zu stoßen.

Der zweite Mann an diesem Tag. Dr. Welmann, der Oberarzt, hatte bei seinem Gespräch am Morgen mit ihr auch Gefallen gefunden. Das wiederum hätte sie dem distinguiert wirkenden Mann um die sechzig nicht zugetraut. Der Fick war gut gewesen. Und nun Rene. Sein Kaliber war nicht zu verachten. Seine Stöße brachten sie schnell zu einem Höhepunkt, dem er sich unmittelbar anschloss. Wenn das so weiterging, wäre sie die Belegschaftshure. Ein geiler Gedanke.

Abends ging Chiara aus. Nur in der leeren Wohnung die Freizeit zu verbringen, war ihr zu langweilig. In ihrer Straße gab es drei Bars. Sie betrat die, in der die meisten Menschen waren. Hauptsächlich Männer, die ihren Frust hinunterspülten. Dort würde sie bestimmt den nächsten Fickpartner finden. Nachholen, was sie verpasst hatte. Rache üben.

Die Vergangenheit holte sie wieder ein. Mit einem Schlag, mit dem sie nicht gerechnet hätte, nicht mehr zu diesem Zeitpunkt. Als zum zweiten Mal ihre Blutung ausblieb, zeigte ein Schwangerschaftstest das, worauf sie so lange gewartet hatte. In ihrem Bauch hatte sich ein kleiner Mensch eingenistet. Vergangenheit und Bengt, ihre Rache sah sie in Gefahr. Mit Alkohol begann sie, ihren Kummer, den Schmerz, den endlich erfüllten Wunsch zu ertränken. Niemanden weihte sie in diese Situation ein.

So vergingen die nächsten zwei Wochen. In der Schicht als Krankenschwester arbeiten, manchmal sich ein männliches Mitglied der Belegschaft schnappen und vernaschen sowie an den freien Abenden jemanden in einer der Bars aufgabeln. Sie fühlte sich frei und begehrt. Frei und losgelöst von Bengt. Immer weniger dachte sie an ihn. Das Wesen in ihrem Bauch verdrängte sie immer mehr. Die kleinen Bewegungen ignorierte sie beflissentlich. Sie wollte dieses Kind, aber nicht in Erinnerung mit Bengt.

Bis ihr eines Tages Mike im Einkaufszentrum begegnete.
»Chiara? Bist du das?«, fragte eines Tages eine bekannte Stimme sie.
Sie drehte sich um und erkannte ihren ehemaligen Schwager.
»Mike. Mit dir hätte ich in der Stadt hier nicht gerechnet.«
»Habe beruflich hier zu tun. Aber sag, wie geht es dir? Du warst damals plötzlich so schnell vom Erdboden verschwunden. Niemand wusste, wohin.«
»Ach Mike, lass uns einen Kaffee trinken. Hier gibt es einen wunderbaren, dazu einen Kuchen oder Torte?«

Michael stimmte zu. Sie war so wunderschön. Noch schöner als zu früheren Zeiten. Sie hatte zugenommen. Ihre Brüste wirkten praller, der Bauch war leicht gerundet und ihr Po hatte an Fülle gewonnen. Er spürte seine Hormone durch den Körper rauschen, das Blut in seinen Unterleib fließen.

Während sie aßen und tranken, unterhielten sie sich. Erzählten, was so geschehen war, wobei Chiara ihre Hurerei und die Schwangerschaft  für sich behielt. Das ging Mike nichts an. Sie war frei und unabhängig. Kein Wort über Bengt fiel, weder von ihm noch von ihr. Dieses Thema war gestorben.
»Soll ich dir meine Wohnung zeigen?«, fragte sie anschließend.
»Aber nur, wenn du das wirklich willst.«

»Die ist aber klein und ziemlich leer. Wolltest du nicht ein bisschen dekorieren?«
»Wofür? Ich wohne doch alleine hier. Das reicht.«
Mike strich ihr zärtlich übers Haar. Beugte seinen Kopf zu ihr und roch ihren Duft.
»Oh, Chiara. Du bist noch schöner als früher.«
»Mike, du bist noch immer ein Charmeur. Wenn du mich ficken willst, sag es.«
Er starrte sie entgeistert an.
»Tu nicht so. Es hat dir an Bengts Beerdigungstag gefallen. Gib es zu.«
»Ja«, erwiderte Mike kleinlaut.
Chiara öffnete ihr Mantelkleid. Sie war scharf auf ihren Exschwager. Wie sie auf alle Männer scharf war, die ihr begegneten. Darunter trug sie nichts. Sein Blick brachte sie zum Lachen.
»Nackt sein ist herrlich. Komm, zieh dich aus.«
Er kam ihrer Bitte schnellstmöglich nach, denn auch seine Erregung kochte in ihm. Sein Glied war bereits dick und ragte vor.
»Da hat aber jemand Sehnsucht! Haste was zum Drüberrollen?«
»Nein. Ich wusste ja nicht, dass ich dich treffen würde.«
Chiara lachte. Normalerweise hatte sie immer welche im Badezimmer, aber sie war ins Einkaufszentrum gegangen, um welche zu besorgen, als ihr Mike begegnete.
»Gehst du Daniela nicht fremd? Die frigide Blume, die immer so geziert ihre Beine zusammenpresst.«
»Daniela ist Geschichte. Seit der Beerdigung kann ich nur noch an dich denken. Es ging nicht mehr. Wir sind getrennt.«
Jetzt war es an Chiara, zu staunen.
»Du hast Daniela wegen mir verlassen?«
»Ja, könnte man so sagen. Aber nicht nur.«
»Ach, komm her. Fick mich endlich.«

Wie am Tag der Beerdigung harmonierte ihre Vereinigung, dieses Mal aber sinnlicher und animalischer. Mike kniete sich zwischen ihre weit geöffneten Schenkel und nahm mit seinem Mund ihr Tal, das schon feucht war, in Beschlag. Seine Zunge glitt vom Poloch bis zu ihrem Kitzler und wieder zurück. Mit jeder Wiederholung keuchte Chiara lauter.
»Fick mich! Du bist so ein geiler … «
Sie konnte ihren Satz nicht mehr beenden, da inzwischen seine Finger in ihrer Vagina waren und mit festem Druck den Punkt massierten, der sie zu einem ersten Höhepunkt brachte. Ihr Aufschrei war sehr laut. Gleichzeitig spritzte es auf seine Hand, die noch intensiv von ihrem Orgasmus an den Fingern rhythmisch umschlossen wurde.
»Du bist eine geile Sau, Chiara. Eine Spritzsau.«
»Fick mich, du Hengst. Ich brauch jetzt mehr als nur deine Finger.«
Mike legte sich auf den Rücken und Chiara setzte sich auf ihren Liebhaber. Seine Eichel berührte ihre geschwollene Pussy und langsam glitt sie an seinem Schaft aufstöhnend herab. Die Hände an ihren Brüsten streichelten ihre Rundungen sowie ihre harten Knospen. Schauer wie elektrische Blitze jagten durch ihren Körper. Ihr Becken kreiste und drängte sich feste an ihn. Sie fanden schnell einen gemeinsamen Rhythmus. Mike stieß ihr immer wieder seinen Schwanz nach. Tief war er in drin, als sie verharrte, ihren nächsten Höhepunkt nahen spürte und es geschehen ließ. Gleichzeitig wuchs sein Glied in ihr an, rhythmisches Zucken verriet, auch er hatte seinen Höhepunkt. Der laute Aufschrei der beiden hatte ein Klopfen von unten zur Folge, was sie geflissentlich überhörten.
Außer Atem lagen sie anschließend auf Chiaras Bett.
»Du warst so wunderbar, Chiara. Ich würde gerne öfter so in dir ertrinken dürfen. Ich liebe dich!« Er küsste sie liebevoll auf ihre Wange. Ihre Hände streichelten seinen nassen Penis, der nur so von ihren Säften troff, die auch aus ihr herausflossen.
»Dann musst du nur häufiger zu Besuch kommen.«
Innerlich wünschte sie sich das. Es war so schön, geliebt zu werden. Aber nein, wer wusste denn schon, ob er nicht auch wie Bengt war. Ein Fremdgeher. Schließlich hatte er das schon gemacht, zwar mit ihr, dennoch …
»Gerne. Beim nächsten Mal bringe ich auch Kondome mit.«
Chiara lachte auf.
»Ich kann nicht schwanger werden, keine Panik. Das hat die Natur nicht bei mir vorgesehen.«
Mikes Gesichtszüge entglitten.
»Nun guck nicht so, fick mich lieber noch einmal. Meine Hände haben ihre Arbeit schon verrichtet und nun will ich meinen Spaß.«
Auch wenn Chiara nach außen hin dies so lapidar verkündete, innerlich knabberte ihr Geheimnis an ihrer Seele.

Als Mike nach einem weiteren Fick, anders wollte sie es nicht bezeichnen, gegangen war, glitten ihre Hände durch die Hitze, aus der feucht das Sperma und ihr Liebessaft herausflossen. Wut kam in ihr auf, dass sie sich von ihren Gefühlen überwältigen ließ, und der Griff zur Wodkaflasche beruhigte sie. Sie wollte so gerne wieder lieben, aber die Angst vor einer weiteren Enttäuschung hielt sie davon ab.

Die Spirale hatte sie fest im Griff. Auch die Nebenwirkungen ihres Alkoholkonsums waren langsam offensichtlich. Sobald der Spiegel sank, begannen ihre Hände zu zittern. Eine kleine Flasche war deshalb ihr ständiger Begleiter, bis sie im Dienst dabei erwischt und ihr nahegelegt wurde, einen Entzug zu machen. So wäre sie eine Gefahr für die Patienten. Da half es auch nichts, dass sie mit der halben männlichen Belegschaft schon einmal gefickt hatte.
Ein weiterer Schlag.
Sie begab  sich weiterhin in die Bars, ließ sich ficken und starb jeden Tag ein Stück mehr. Es störte sie nicht weiter, denn ohne Träume hatte das Leben keinen Sinn. Mike meldete sich nicht mehr. Auch er war verloren. Eine Trauer anderer Art. Ihr Bauch rundete sich, während ihr Körper dünner wurde. Das Wesen in ihr strampelte aus Protest, leben zu wollen.

Es klingelte. Mühsam erhob sich Chiara und schlurfte zur Tür. Das kleine Wesen in ihrem Bauch strampelte unruhig, wie es das seit Tagen schon tat. Sieben Monate waren seit Bengts Tod vergangen.  

»Franziska«, stammelte Chiara ungläubig, als sie die Türe öffnete. Ihre Beine gaben nach, ein Schmerz durchzog ihren Unterleib und das Nächste, was sie bewusst wahrnahm, war wieder ein Krankenhauszimmer.
Neben ihrem Bett saß Mike und hielt ihre Hand.
»Mike«, wisperte sie.
Sein Kopf schnellte in die Höhe.
»Endlich, ich habe mir solche Vorwürfe gemacht, mich nicht um dich gekümmert zu haben.«
Getrocknete Tränen waren auf seinem Gesicht zu sehen.
Ihre Hände fuhren über ihren Bauch, der schmerzte. Die Rundung war weg. Trauer legte sich über ihre Seele. Ein weiterer Verlust. Tränen drängten sich hoch und liefen über ihre Wangen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte.
Seine Hand hielt ihre Hand plötzlich fest.
»Dem Baby geht es den Umständen entsprechend gut. Es ist auf der Intensivstation, da es zu früh kam und ja …«
Sein Mund schwieg kurz.
»Sie hat Entzugserscheinungen. Die kleine Maus kämpft.«
Auch bei ihm rannen Tränen.
»Warum hast du mir das mit der Schwangerschaft und deinem Alkoholproblem nicht gesagt?«
Vorwürfe waren das Letzte, was Chiara gebrauchen konnte, auch wenn er recht hatte.
»Das habe ich nicht gewollt«, schluchzte sie. »Kann ich sie sehen?«
»Warte, ich rufe die Schwester.«

Die Glocken erklangen. In der Kapelle roch es nach Weihrauch von den vorigen Gottesdiensten. Die Melodie, die erklang, ging zu Herzen. Nur wenige Personen waren in dem Raum, der mit vielen Blumen geschmückt war. Chiara liefen die Tränen übers Gesicht, als sie Mike an ihrer Seite ansah.
Der Pfarrer sprach und sie zitterte, als sie die Worte sprach.
»Ja, ich will.«
Inbrünstig kamen diese Worte aus ihrem Herzen, aus ihrer tiefsten Seele. Ihr ehemaliger Schwager war nun ihr Ehemann und gleichzeitig Vater der kleinen Svenja, die an diesem Tag getauft wurde.

Sie hatten gemeinsam für das Leben ihrer kleinen Tochter, einen Vaterschaftstest wollte Michael nicht, gekämpft. Eine harte Zeit, denn Mutter und Tochter litten unter dem Alkoholentzug. Der Mann an ihrer Seite war stets zur Stelle, sofern ihn seine Arbeit nicht daran hinderte. Aber auch da fehlte er oft, da es als wichtiger empfand, den beiden zu helfen, für sie da zu sein.

Niemand aus seinem Verwandtenkreis war an diesem Tag zugegen. Seine Eltern hatten ihr nie verziehen, was sie nach Bengts Tod mit seinem Nachlass getan hatte. Die kleine Bella hatte die so neben Pia die volle Aufmerksamkeit ihrer Großeltern, während Svenja nur die ihrer eigenen Eltern hatte. Auch ihr Schwager Vincent mit seiner Hanna kam nicht. Hanna war wieder schwanger und fühlte sich nicht so gut.
Nur ihre Eltern und einige Freunde begleiteten diesen Tag, der Chiara strahlen ließ wie lange kein anderer vor ihm. Sie war sich sicher, mit dem Mann an ihrer Seite würde sie bis an ihr Lebensende glücklich sein. Dass er zu ihr stand, auch im tiefen Tal, das hatte er bereits bewiesen.
Ihre Trauer war innerlich einer Versöhnung mit Bengt gewichen. Sie verzieh ihm, denn jetzt hatte sie das wirkliche Glück an ihrer Seite.