Mittwoch, 20. Juni 2018

Der Wald der vergessenen Kräfte



»Ich werde euch finden«, rief Michael, »egal, wo ihr euch verstecken werdet!«
Nein, mich wirst du nicht finden, dachte sich Svea. Das ist mein Wald und du kennst ihn nicht gut genug.
Michael begann zu zählen, um die miteinander spielenden Kinder nachher in ihren Verstecken zu suchen. Normalerweise spielte die buntgemischte Gruppe sonst immer auf einem riesigen Wiesengrundstück mit Apfelbäumen. Plötzlich umgab diesen wunderbaren Platz ein Geflecht aus kaltem Draht, der ihnen den Zutritt verwehrte. Angeblich ein großes Bauvorhaben, das den Kindern ihre Möglichkeit wegnahm. Sie überlegten traurig, wo konnten sie denn jetzt ihre Abenteuer spielen. Der umgefallene Baum, der ein wunderbares Piratenschiff abgab oder auch als Raumschiff hervorragend funktionierte. Zu Urwaldriesen umfunktionierte Apfelbäume, die Savanne mit ihrem hohen Gras und vieles mehr, was die Fantasie ihnen vorgab.
Svea wand sich drei Abende innerlich, ob sie ihr ruhiges Waldgebiet teilen sollte, das hinter ihrem Elternhaus begann. Auch hier war sie in ihrem fantasievollen Element, allerdings bisher für sich. Für sie lebten in den dunklen Höhlen der Waldbewohner kleine Trolle und Zwerge, im Farnwerk huschten leise die Elfen herum, unsichtbar für alle Menschen, nur sie konnte diese wispern und flüstern hören. Die Furcht, dass ihre geheimen Freunde verschwänden, sobald sich die wilde Horde von Menschenkindern dorthin begab, ließ sie so lange überlegen.
Nicht frei mit den anderen spielen zu können, brachte drei langweilige Nachmittage hervor. Bei den meisten durften nicht alle mit nach Hause kommen, sei es aus Platzmangel, sei es, weil die Eltern es nicht erlaubten. Svea gab ihren Wald frei, um das Vergnügen der Gesellschaft der Freunde zu erhalten. Sie kannte ihr Gebiet natürlich in- und auswendig. Drei Jahre hatte sie es bisher alleine durchstreift, denn das Wohnhaus lag recht abgelegen und etwas entfernt vom nächsten Wohngebiet. Des Nachts hörte sie hier die Tiere, den Fuchs, den Uhu und das Käuzchen. Das Rascheln der kleinen Läufer und den dicken Dachs schnauben. Früh am Morgen keckerte das Eichhörnchen, wenn dann die Katze unten am Baum saß und frech hinaufschaute. Molly hieß die alte Katzendame und ihre Glieder zeigten sich des Kletterns müde. Aber das Ärgern von Fipps, wie Svea das Eichhörnchen nannte, machte ihr Spaß.
In dem Wald gab es keine Forstwirtschaft, denn er gehörte zu einem renaturierenden Bereich und so wuchs alles sehr ursprünglich und wild. Umgestürzte Bäume, Ranken wuchernden Efeus, dessen dunkle Blätter sich gegen das helle Grüne der Laubbäume abhoben. Kleine Tümpel, in denen manch seltener Gast wohnte und sich kaum zeigte. Eben auch viele Plätze zum Versteck spielen. Die anderen Kinder trauten sich nicht weit hinein, denn so viel unberührte Natur war ihnen zum größten Teil fremd. Kaum ein Elternpaar oder -teil, das sich die Mühe machte, dem Nachwuchs die Schönheit und Vollkommenheit zu zeigen, die sich ohne menschlichen Einfluss entwickelte.
Den Heimvorteil nutzte das Mädchen aus und huschte tiefer ins Gebüsch. Sie hockte unter einem Ilexstrauch und musste acht geben, dass sie nicht an den spitzen Blättern hängen blieb. Inzwischen hatte der Suchende bis auf sie alle gefunden und gemeinsam streiften die Kinder nun durch den Wald. Immer wieder drangen die Rufe zu ihr vor, aber Svea hielt die Luft an, um sich nicht zu verraten, und ihr Herzschlag pochte laut in ihren Ohren.
»Ich habe dich gefunden«, wisperte ihr plötzlich eine feine Stimme ins Ohr.
Erschreckt von den Worten drehte sich Sveas Kopf, um zu erkennen, wer es sei und ihre langen braunen Haare verhedderten sich dabei im Ilex. Ihr Herz raste nun, weil sie entdeckt worden war, ein kalter Schauder lief über die Arme, deren fast unsichtbare Härchen sich aufstellten. Aber da war niemand. Svea sog tief Luft ein, um diese dann erneut anzuhalten, und ihre Augen rollten unruhig in den Höhlen hin und her, dennoch zeigte sich keiner ihrer Freunde in ihrer Nähe. Deren Rufe hörte sie nun auch in weiter Ferne. Die Luft um sie herum kühlte schlagartig zu eiskalt ab, um in der nächsten Sekunde wieder angenehm warm zu sein. Das Mädchen spürte den Wechsel, konnte mit der Geschwindigkeit des Temperatursturzes sowie -anstieges nichts anfangen und ihr Atem beschleunigte sich. Eine Beklemmung drückte den Magen zusammen, kalter Schweiß kühlte ihre Stirn. Ihr sonst vertrauter Wald hatte sich verändert, nicht im Aussehen, aber da existierte etwas, was sie fühlen ließ, dass er nicht mehr derselbe war.
»Hallo, Svea«, sagte die zarte Stimme erneut, bekannt und doch ...
Die Angesprochene schloss kurz die Augen und jemand oder etwas stupste sie an.
»Hey, ich wusste doch, dass ich dich finde. Jetzt bekomme ich einen Kuss von dir, du bist die Letzte, die ich finden musste.«
Michaels Stimme, aber anders. Nicht mehr kindlich, sondern erwachsen und mit einem wohlklingenden Bass.
Nein, das kann nicht sein, dachte Svea, schüttelte ihren Kopf und öffnete die Augen wieder. Im Kreis standen die anderen Kinder und grinsten sie von oben an. Was auch immer passiert war, sie lag auf dem Rücken und alle hatten sich um sie herum gestellt.
»Ist bei dir alles ok?«, fragte Tanja. »Du siehst so blass aus.«
»Ja, ja«, keuchte Svea beim Aufstehen. »Ihr habt so lange gebraucht, da bin ich wohl eingeschlafen.«
Abends im Bett versuchte sie, sich über die Ereignisse des Tages klar zu werden, fand aber keine plausible Erklärung und blieb bei ihrer den Freunden erzählten Variante des Schlafes. Am nächsten Morgen erreichte die Familie die Nachricht vom Tod des Großvaters. Die Trauer beherrschte die Drei. Da die Großmutter nicht alleine in ihrem großen Haus wohnen wollte, zogen sie zu ihr, denn umgekehrt war das Haus am Wald zu klein.
Ein letztes Mal wollte Svea in den Wald, Abschied nehmen. Aber ihr Vater verbot es ihr. Die Bitterkeit der Trauer hatte sich tief in sein Herz gefressen und ihn überkam die Angst, auch seine Tochter zu verlieren, denn früher trieben die Bewohner des Ortes Stollen unter die Erde, um Erze zu finden. Die Sicherung dieser Gänge erfolgte von außen, aber innen verrotteten die Balken und kleine Einstürze gab es immer wieder und riss die Oberfläche mit sich in die Tiefe. Niemand kontrollierte den renaturierten Wald daraufhin.
 Die Großmutter wohnte in der Stadt. Diese gigantische Stadt mit ihren eintönigen Betonmauern. Das bisschen Grün vereinzelt angepflanzter Büsche und Bäume zwang sich, nicht zu grau zu erscheinen, einen Farbklecks in die Monotonie zu bringen. Ihre Eltern arrangierten sich schnell mit dem neuen Umfeld, denn sie hatten auch hier ihre Arbeit, der sie nachgehen konnten. Svea hingegen mutierte zu einer in sich gekehrten Einzelgängerin. Die Kinder in ihrer neuen Schule hatten keine Zeit, sich draußen aufzuhalten. Sportvereine, Musikunterricht oder Computer bestimmten deren Leben. Angepasst an das Grau der Stadt. Hektisch und monoton. Wann immer das Mädchen es ermöglichen konnte, trugen ihre Beine sie in den kleinen Park am anderen Ende des Stadtteils. Bäume umarmen, an Blüten schnuppern, einige Vogelstimmen erhaschen, gaben ihr für kurze Zeit die Unbeschwertheit der vergangenen Jahre zurück. Die Sehnsucht nach ihrem Wald blieb bestehen.
Eine Dekade später floh Svea. Zurück in den Ort ihrer Kindheit. Zurück dahin, wo sie gelebt hatte, nicht nur existierte. Die Stadt hatte ihre fröhliche Lebendigkeit begraben. Nur mehr eine Hülle für ihren Körper, die Seele verbarg sich hinter einer dicken Schutzschicht, damit das Gebaren der City sie nicht mit in den Abgrund zog.
Müde drehte sie den Schlüssel im Schloss. Die Gerüche im Haus hatten sich verändert. Die Familie, die das Gebäude in den letzten Jahren bewohnte, hinterließ ein Andenken, eine Markierung. Dennoch, fein nahm sie Bekanntes wahr. Die alten Dielen knarrten und rochen nach Bohnerwachs. Der Sprung in der Wohnzimmerscheibe warf einen leichten Schatten auf den Fußboden, wie früher halt.
Etwas in ihr, tief innendrin, sagte ihr: Du bist wieder zuhause.
Die Treppenstufen knarrten noch immer wie früher, an den gleichen Stellen. Der Handlauf fühlte sich etwas abgegriffener, aber immer noch warm unter ihren Fingern an. Sonnenlicht durchflutete ihr ehemaliges Kinderzimmer, das ohne Möbel leer aussah und doch ein Willkommen ausdrückte, wie es nichts anderes seither getan hatte. Ihre Möbel würden das im Handumdrehen ändern und ihrem Leben einen neuen Lebenssinn geben. Ein Start außerhalb der letzten Jahre. Das Herz brannte in der Brust, schließlich hatte es eine Trennung zu verschmerzen. Nicht für immer, zumindest zu diesem Zeitpunkt.
Als Svea ihr im Auto mitgebrachtes Bett aufgebaut hatte, ein kleines Abendessen zu sich genommen, legte sie ihren Körper auf das kühle Laken. Ihre Augen schweiften durch das geöffnete Dachfenster in den Himmel. In der aufkommenden Dunkelheit offenbarten sich immer mehr blinkende Seelenlichter, die ihr zuwinkten. Die Stimmen des Waldes beruhigten ihre angespannten Nerven. Der Wind rauschte in den Blättern der Bäume. Ein Huhu drang herein. Ob es vom Uhu ihrer Kindheit kam?

Mit den Lidern über den Augäpfeln ließ die junge Frau die letzten beiden Jahre an sich vorüberziehen. Tränen liefen über die Wangen, als sie an Jonas, ihren Verlobten, dachte. Während sie der Stadt floh, hielt es ihn dort. Als ob er die Hektik, das ständige Fließen benötigte. Der einzige Urlaub in den Bergen, im Einklang mit der Natur, geriet zum Desaster. Abschalten war ihm nicht gegönnt, er hatte es nie gelernt. Ständig am Anschlag, immer am Arbeiten und Denken, keine Ruhe. Dabei gab seine eloquente Art den Ausschlag, sich in ihn zu verlieben. Intelligenter Charme neben Sportlichkeit, gemeinsame Interessen, die das Miteinander förderten.
Jonas, ihr erster Mann, ihre erste große Liebe, feinfühlig und sanft zu ihr, hart und unnachgiebig im Arbeitsleben. Eine Kombination, die der jungen Frau imponierte und sie in seinen Bann schlug.
Die wenige Zeit, die sie miteinander verbrachten, brachte eine unnachahmliche Intensität mit sich, die sie bei anderen Paaren nicht sah. Deren Beziehungen zeichnete häufig die Kurzlebigkeit, das Wechseln von Partnern, Namen, die oft nicht in Erinnerung blieben, Schall und Rauch. Wie es passte, als gäbe es keine tiefen Emotionen, die mehr versprachen als ein Abenteuer auf Zeit, bis die Langweile überhand nahm.
Svea gelangte dadurch in ihren jungen Jahren schnell an den Rand der Verzweiflung. Obwohl ihre gemeinsame Beständigkeit einen Ruhepol darstellte, reichte es nicht aus, diese Unruhen zu besänftigen. Ihre Seele fand nirgendwo einen Stopp, ein Einatmen und Fließen lassen, einen langsamen Herzschlag. Immer nur schnell und bereit. Sie fühlte sich aufgefressen von der Stadt und ihren Bewohnern, vereinnahmt und immer mehr in den Strudel aus Strebsamkeit und Gefühllosigkeit hinabgerissen.
Dagegen existierte lediglich ein Heilmittel: Flucht in die Ruhe der Natur. War das gleichzeitig das Ende ihrer Beziehung? Ungern hatte Jonas seine Zustimmung gegeben, auch wenn es nur auf Zeit sein sollte. Eine Auszeit, ein Zu-Sich-Finden. Um sie zum Bleiben zu überzeugen, investierte er sehr viel Zeit, kümmerte sich liebevoll um Svea. Vergebens. Die Trennung im Raum war bereits vollzogen, die der Gefühle auf beiden Seiten nicht.

Das Telefongespräch kurz vor dem Zubettgehen brachte die Emotionen zum Kochen, die Schmetterlinge im Bauch zum Flattern. Svea wollte Jonas nicht verlieren, diese tiefe Liebe vernichten. Zumal sie sich einen Teil der Liebe wachsend in sich wünschte. Davon wusste Jonas nichts. Und das Konglomerat von beiden sollte das ruhige Leben kennenlernen, das schon sie als Kind gelebt und geliebt hatte. Jonas konnte sich selbst entscheiden, ohne Drängen oder dem Nachhall der Verantwortung, zu müssen. Wollen sollte er, ohne Zwang.
Das Klingeln riss Svea aus dem Schlaf. Bekannt und dennoch anders, im ersten wachwerdenden Moment glaubte sie weiterhin zu träumen, bis sie die Augen öffnete. Der blaue Himmel strahlte durch das Dachfenster, das Klingeln ertönte erneut. Schnell  strampelte sie die Decke weg, sprang aus dem Bett und rannte hinunter zur Haustür, so wie sie das als Kind immer getan hatte. Ihre Hand berührte bereits die Türklinke, als sie entsetzt feststellte, sie trug nur T-Shirt und Slip. Aber die Reaktion ihres Körpers war schneller als ihre schläfrigen Gedanken und daher strahlte sie ein junger Mann durch den Türspalt an.
»Habe ich es doch richtig gesehen«, begann er. »Du bist zurück.«
Svea spürte das Blut heiß in die Wangen schießen. Erstens, weil ihr ihr Aufzug nun vollends bewusst wurde, und zweitens, weil dieser ungehobelte Kerl sie von oben bis unten unverblümt musterte.
»Das steht dir noch immer, das Rotwerden«, sprach er und grinste sie weiterhin an. Die Grübchen in seinen Wangen kamen Svea bekannt vor.
»Michael?«
»Du bist aber eine Schnellmerkerin«, erwiderte er und lachte laut auf. »Willst du mich nicht hereinbitten? Ich habe auch Brötchen mitgebracht.«
Dabei schwenkte er die Brötchentüte in seiner Hand und hielt sie ihr unter die Nase. Der köstliche Duft der frischen Backwaren stieg Svea in die Nase und in ihrem Magen grummelte es verdächtig.
»Wenn du dich so charmant selbst einlädst, komm rein. Ich ziehe mir nur rasch etwas an.«
»Bleib doch, wie du bist. Ein sehr appetitlicher Anblick, stört mich nicht.«
Unbeeindruckt von seinen Worten flitzte Svea die Treppe hinauf, stieg in die am Vorabend achtlos auf den Boden geworfene Shorts, um anschließend im Badezimmer das Gesicht von den Überresten des Schlafes zu befreien. Das kalte Wasser brachte das Bewusstsein, dass da gar keine Scheu existierte, ihn sofort hereingelassen zu haben. Als wären sie noch immer beste Freunde, die sich regelmäßig sahen, und nicht zehn Jahre getrennt gewesen. Eine innere Übereinstimmung der Vergangenheit, die nie verloren schien.
»Dein Mobiliar ist aber spärlich«, sagte Michael und drehte sich zu ihr um, als sie die kleine Küche betrat. »Nur diese Küchenzeile, sonst ist alles leer. Hast du etwa auf dem blanken Fußboden geschlafen?«
Im Hintergrund brodelte ihre Kaffeemaschine und der Odem der schwarzen, mit heißem Wasser übergossenen Bohnen weckte die Sinne und die Lust, deren köstlichen Saft zu schlürfen.
»Nein, mein Bett habe ich ebenso mitgebracht wie einige wichtige Utensilien. Mehr kommt im Laufe des Tages.«
»Bleibst du jetzt wieder hier? Ich habe all die Jahre an dich gedacht, dich nie vergessen und mich immer gefragt, wie es dir geht.«
»Ich weiß es noch nicht.«
Svea fühlte eine tiefe Traurigkeit in sich aufsteigen. Dieses Gefühl des Ankommens zeigte sich einfach übermächtig. Als wäre sie nie weg gewesen. Zehn Jahre, die sich in Luft auflösten.
Auf dem Fußboden sitzend und gemeinsam frühstückend erzählten und lachten die beiden alten Freunde. Die Zeit ohne einander schrumpfte auf einen Tag zusammen, obwohl sie jetzt keine Kinder, sondern junge Erwachsene waren. Es passte alles harmonisch zusammen.
Das Klingeln der Türglocke riss sie aus ihrer Unterhaltung.
»Ah, meine restlichen Sachen kommen.«
Michael packte mit an und die wenigen Gegenstände, die mit einem Transporter geliefert wurden, standen in kurzer Zeit an den ihnen zugedachten Plätzen.
»Irgendwie fühle ich mich jetzt schuldig«, begann Svea anschließend. »Du musst doch bestimmt arbeiten gehen und ich habe dir jetzt Ärger eingehandelt.«
Michael schüttelte den Kopf.
»Ich bin selbstständig und kann mir meine Zeit einteilen, wie ich es möchte. Als ich gestern sah, dass du es bist, wusste ich sofort, der Tag gehört dir. All die Jahre die fremde Familie in dem Haus zu sehen, verwirrte meine Sinne, frag nicht wieso. Es schien nie richtig. Du hast immer hier reingehört, nicht einmal deine Eltern, nur du.«
Seine sanfte männliche Stimme klang verliebt. Diese Wahrnehmung versuchte Svea abzuschütteln, indem sie sich umdrehte und den Raum verließ. Die Tür in den Garten quietschte beim Öffnen. In ihrem Inneren bestand keine Bereitschaft, noch weitere emotionale Achterbahnen zu fahren. Die Trennung von Jonas reichte gerade aus. Die plötzliche Berührung der Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken.
»Ich habe dich wohl überrumpelt. Tut mir leid«, flüsterte Michael in ihr Ohr und die Hand unter ihrem Kinn führte ihren Blick zu dem seinen. Eine tiefe Verbundenheit offenbarte sich. Das, was sie keineswegs wollte, bahnte sich empor. Auf die Zehenspitzen reckend berührten sich die Lippen vorsichtig, um miteinander zu verschmelzen.
Das Kribbeln in ihrem Bauch machte sich selbstständig. Ein Verlangen baute sich auf, das jenseits der Freundschaft sich seinen Weg bahnte.
Svea drückte ihre Hände gegen Michaels Brustkorb und stieß ihn atemlos weg.
»Nein!«

Tränen rannen über ihr Gesicht. Der Kampf in ihrer Seele brannte. Was hatte sie sich dabei gedacht? Wie hatte sie Michael küssen können? Sie war doch nicht einmal in ihn verliebt. Oder doch? Als Kinder verbrachten sie viel Zeit miteinander, aber tiefergehende Gefühle gab es zu keiner Zeit. Eben einfach nur Freunde, zwar weitestgehend unzertrennlich, dennoch nicht mehr. Diese innere Verbundenheit, wie früher, zeigte ihre Intensität. Etwas in Svea drängte ihr Herz zu Michael, wissend und kennend, uralt.
Die Stille im Haus brachte keine Ruhe. Die junge Frau entschloss sich, eine Runde durch ihren geliebten Wald zu spazieren. Welche Veränderungen gab es zu erwarten? Der ehemalige Trampelpfad in ihn hinein war verschwunden, aber die Füße fanden den Weg dennoch, streiften durch das hohe Gras. Im Wald selbst bedeckte herabgefallenes, altes Laub den Boden, dämpfte die Schritte und fühlte sich wunderbar weich unter ihren Sohlen an. Svea bewunderte die Bäume, die dicker und größer waren, obwohl auch sie selbst gewachsen war. Die Luft kribbelte in ihren Lungen. Immer tiefer drang sie vor. Auch den Ilexstrauch gab es noch. Daneben breitete sich ein großes Mooskissen aus.
In ihrem Bauch flatterte es. Einen kurzen Moment stockte ihr Atem. Ein Schmetterling in ihrem Inneren und er fühlte sich so zart an. Liebevoll strich eine Hand über den flachen Bauch.
»Irgendwann wirst du wachsen dürfen. In Liebe, Geborgenheit und Wärme. Ich werde dir den Wald und seine Geheimnisse zeigen. Und Jonas werden wir auch einweihen. Ohne ihn kein du.«
Um einen kurzen Moment auszuruhen, setzte sich Svea auf das Mooskissen, das ausreichend Platz zum Hinlegen bot. Die Wolken am Himmel zogen langsam und weiß über dem Blätterdach her. Das Stimmengewirr der im Wald lebenden Tiere verstärkte sich. Sie schloss die Augen, hörte zu und vergaß die Zeit.
»Hier bist du, ich habe dich gefunden.«
Die Stimme, sie kam Svea sofort bekannt vor. Das Deja Vu erzeugte eine Gänsehaut, obwohl sie dieses Mal die Person dazu direkt zuordnen konnte.
»Michael!«
Aber vor ihr stand kein Michael, sondern ein Wesen, das unwirklicher nicht sein konnte. Die grüne, eigentlich regenbogenfarben schillernde Haut, mit Schuppen übersät, überzog das Wesen vom großen Kopf bis zum gezackten Schwanz. Etwas sah nicht passend aus. Auf dem Haupt erhob sich ein gedrehtes Horn, das besser zu einem Einhorn gepasst hätte. Weil sie nicht glauben konnte, was sie erblickte, erhob sie sich. Erst nach einigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass sie selbst auch anders war. Sie umkreiste das Wesen vor ihr, Füße von ihr standen keine auf dem Waldboden. Schnell versuchte sie herauszufinden, was sie sei, aber es funktionierte nicht. Wie wild drehte sie sich im Kreis, hörte ein feines Summen, ein Schlagen von Flügeln. Ihr Puls raste.
»Svea, bleib ruhig. Ich kann dir alles erklären.«
Die besänftigende Tonlage von dieser bekannten Stimme zeigte Wirkung.
»Wenn du wissen willst, wie du aussiehst, flieg zum Teich. Das Spiegelbild wird es dir offenbaren. Aber sei nicht zu erstaunt, denn auch du bist ein Mischwesen.«
Und es stimmte, ihr Spiegelbild schien eine weitere Missgeburt zu zeigen. Eine Libelle mit kleinen Adlerflügeln, die über dem Wasser schwirrten, bis sie sich auf einem Rohrkolben niederließ.
»Was sind wir? Warum sind wir so gemischt? Keine reine Wesen?«
Die Situation überforderte sie einfach.
»Wir sind Kraftwesen. In alten Zeiten gab es viele von uns. Jedes stand für Eigenschaften und hatte viele gleiche Partner. Die Menschen veränderten sich. Wir verschwanden langsam, weil niemand mehr an uns glaubte. Um nicht völlig in Vergessenheit zu geraten, da die Menschen uns weiterhin benötigen, mischten wir uns. Damit die Kräfte nicht in Verlorenheit gerieten.«
»Kraftwesen?«
»Ja, schau, du bist eine Mischung aus Libelle und Adler, ich hingegen aus Drache und Einhorn. Viele von uns gibt es nicht mehr derart, wie sie einst existierten. Uns gibt es doch eigentlich schon ewig.«
Immer noch ungläubig schüttelte Svea gefühlt ihren Kopf. Ein Schwindel erfasste sie. Leicht schwebte sie zu Boden.
»Svea, was ist mit dir?«
Langsam kam sie wieder zu sich. Neben ihr kniete Michael auf dem laubbedeckten Boden. Wie damals bei dem Versteckspiel.
»Ich habe dich gefunden, jetzt bist du mir einen Kuss schuldig.«
Sanft half er ihr zum Sitzen hoch. Seine Finger waren kräftig und doch ohne Schwielen. Wie auch am Morgen reichte seine Aura aus, Svea zum Kuss zu bewegen. Intensiv vereinten sich die Lippen, öffneten sich und auch die Zungen begegneten sich zärtlich. In einer Welle aus Glück schwebten die beiden jungen Menschen. Es fühlte sich richtig an, dieses Bekenntnis, die Intimität.
Hände folgten, wollten die Haut des anderen spüren und krochen vorsichtig unter die Kleidung. Ohne sich dessen bewusst zu werden, fiel der Stoff, der die Körper verhüllte. Sie hieß ihn willkommen. Seine Härte versank in ihrer Weichheit. Die beiden bildeten eine Einheit, verschmolzen zu einer Krafteinheit, die Sterne erzeugte und den Regenbogen über den Himmel spannte.
Erhitzt und keuchend lagen Svea und Michael nebeneinander auf dem Moos. Kleine Beben zuckten durch ihre Leiber.
»Was war das, ist mit uns geschehen?«, wisperte Svea, weiterhin auf einer Wolke schwebend, die sich wunderbar anfühlte.
»Unsere Bestimmung. Die Vereinigung unserer Kräfte.«
»Michael, bitte!«, rief Svea. Dabei setzte sie sich auf und schaute ihn verwirrt an. »Wir sind ... Ach, Mist.«
Mit einer schnellen Bewegung stand sie auf den Beinen, raffte ihre Kleidung zusammen und rannte nackt nach Hause. Michaels Schritte hörte sie nicht, die ihr folgten. Das Durcheinander in ihrem Kopf wollte nur weg von dem verzauberten Ort. Nie zuvor hatte sie auch nur ansatzweise daran gedacht, mit einem anderen Mann intim zu werden. Und jetzt war es geschehen, ohne überhaupt die Situation realistisch zu empfinden.
Hinter der wieder verschlossenen Haustür setzte Svea sich auf den Boden, nur um kurz später Michaels Klopfen zu hören und als Vibration in ihrem Rücken zu spüren.
»Geh weg!«
»Svea, bitte, ich muss mit dir reden.«
»Verschwinde!«
Tränen benetzten ihre Wangen. Hin und hergerissen zwischen zwei Welten. Sie verstand nichts mehr. Michael folgte ihrer Aufforderung, ohne weiter darauf zu drängen, mit ihr zu sprechen. Dafür rief Jonas kurze Zeit später an.
»Hallo, mein Schatz. Wie geht es dir in deiner alten neuen Wohnung?«
»Hallo, Jonas. Ich vermisse dich so sehr.«
»Ich werde am Wochenende kommen und dich besuchen. Jetzt erst merke ich, dass du fehlst. Hier ist alles leer ohne dich.«
Wochenende, nur noch zwei Tage. Svea erzählte nichts von den Geschehnissen im Wald. Michael erwähnte sie nur kurz. Stattdessen schwärmte sie von der Ruhe.

Am nächsten Morgen stand Michael erneut vor der Tür, winkend mit einer Tüte frischer Brötchen. Der Hunger im Magen zerstreute die Zweifel des Abends davor. Svea dachte kurz darüber nach, ihn draußen stehen zu lassen, aber der Duft, der durch das Schlüsselloch zog, war stärker.
»Komm rein«, flüsterte sie und verschwand in Richtung Küche, um auch wach zu werden.
»Svea, es tut mir leid«, begann Michael ihr folgend. »Ich hätte dich da nicht so ohne Vorbereitung ...«
»Was für eine Vorbereitung?«, keifte Svea ihn an. »Weißt du eigentlich, was ...«
Sanfte Finger legten sich über ihre Lippen und die restlichen Wörter verschwanden aus ihrem Sinn. Michaels Augen schienen sie zu hypnotisieren. Sie fühlte sich ruhig, fast schon schwebend, als sein Mund über ihren Nacken wanderte und feine Lustschauer durch ihren Körper jagten.
»Sag nichts«, wisperte er ihr ins Ohr. »Ich werde dir alles erklären. Vertrau mir. Du wirst verstehen ...«
Seine Zärtlichkeiten überflügelten den Hunger. Michael schlug ihren Bademantel auseinander, um ihre nackten Brüste zu liebkosen. Seine Nase in ihre Halsgrube zu streichen. Er hob sie einfach hoch, dass sie ihn mit den Beinen umklammern musste, um nicht abzustürzen. Unter seiner Hose wölbte sich seine Männlichkeit, hart und gegen ihr Schambein drängend.
Svea war perplex, die Gefühle übermannten sie förmlich und kein Wort drang über ihre Lippen. Sein Zeigefinger öffnete die Schamlippen und strich durch das bereits feuchte Tal, spielte mit der Perle, die sich unter der liebevollen Behandlung verdickte und ein Kribbeln im gesamten Unterleib erzeugte.
Wie auch immer er es schaffte, aber irgendwann verschwand der störende Stoff und Haut auf Haut glitten die Körper aneinander. Plötzlich ersetzte Michaels Männlichkeit den Finger und drang durch die Öffnung in ihre Vulva ein. So spazierte er mit ihr los, während sie rittlings auf ihm saß. Seine Kraft, sein Muskelspiel beim Gehen. Die Bewegungen übertrugen sich auf Svea. Die strömenden Lustschauer verstärkten die Sehnsucht nach mehr, nach heftigen Stößen.
Ihre Zähne knabberten gegenseitig an den Lippen, die kraftvollen Beine trugen beide vereint die Treppe hinauf, bis zum Schlafzimmer. Anstatt Svea hinzulegen, setzte sich Michael hin und überließ ihr, das Tempo und die Tiefe zu bestimmen.
Ihr Keuchen und Stöhnen füllte den Raum, feine Schweißperlen befeuchteten die Haut.
»Oh, Michael«, wisperte Svea, »das ist so wundervoll.«
In ihr drehte sich das Universum. Schwärze tauschte mit Sternen, als sie über die Milchstraße der Ekstase sauste. Höhepunkte wie Explosionen von Sonnen. Sie wünschte sich eine Unendlichkeit dieses Gefühls, dieses Rausches.
Aber es blieb ein Wunsch. Der Mann unter ihr bohrte sich tiefer in ihre Galaxie und erzeugte einen Meteorschauer der Lust, bevor er sich ihr entzog. Die plötzliche Leere führte Svea zurück in die Realität. Ein Absturz aus großer Höhe, aber abgemildert durch zärtliche Arme, die sie auffingen und festhielten.

»Weißt du noch, wie ich dich damals küsste, als wir Verstecken spielten?«
Svea nickte. Dieser Moment haftete in der Erinnerung. Was davor geschehen war, auch, diese Stimme.
»Damals wusste ich auch noch nicht, was das Gefühl in mir sollte, als ich das tat. Es drängte mich eine innere Magie dazu, die ich erst im Laufe der Jahre verstand. Immer wieder streifte ich durch den Wald, kam zu diesem Ilexstrauch.
Irgendwann schlief ich dort ein. Als ich erwachte, fand ich mich zwar im Wald wieder, aber um mich herum standen einige Wesen, dass ich dachte, ich träumte. Aber sie berührten mich, führten mich zum See und ich sah, was du heute gesehen hast. Mich als Regenbogen-Drachen mit einem Einhorn auf dem Kopf. Die Wesen um mich herum erklärten mir, was einst geschehen war. Dass die Menschen den Glauben an die Krafttiere verlören. Dieser Verlust vergrößerte sich über die vielen Generationen hinweg, sodass die Tiere schwanden. Manchmal blieben nicht einmal mehr zwei einer Art bestehen. Notlösungen gaben die Hoffnung, nicht all das Wissen, die Kraft, den Schutz und den Zauber aufgeben zu müssen.
So geschah es und Krafttiere verschmolzen miteinander, die gar nicht dazu gedacht waren. Zu den jeweiligen Krafttieren existierten Menschen, die mit ihnen eine Kooperation eingingen, ohne es zu wissen. In früheren Zeiten suchten die Priester bewusst die passenden Männer und Frauen aus, aber auch sie verschwanden. Die Tiere, oder besser die Mischwesen, benötigten starke Persönlichkeiten, die in sich bargen, was wichtig erschien. Diese mussten in der Nähe von Kraftorten wohnen, wie unserem Wald. Dadurch entstanden Portale in die Welt der Mysterien.
Du hast dich gesehen: Libelle mit Adlerflügeln. Sicherlich fragst du dich, wofür du stehst, was du symbolisierst. Ich sage es dir, denn in all den Jahren deiner Abwesenheit begab ich mich oft durch das Portal.
Du bist die, die Träume versteht, Seelen begleitet. In dir steckt die Kraft des Lichtes. Du bist schnell, sowohl als Libelle als auch als Adler. Auch das Licht, die Sonne ist beiden gleich, daher eine sehr starke Symbolkraft in deinem Mischwesen. Du verstehst dich darauf, in andere Menschen zu blicken und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ihnen Mut zuzusprechen. Und du suchst die Verbindung mit dem Drachen.
Deshalb besteht dieses Wissen zwischen uns. Denn ein Teil meines Wesens ist der Drache. Er ließ mich hierbleiben, auf dich warten. Unsere Begegnung gestern im Wald war die erste mit einer Frau. Auch wenn du es nicht glauben kannst, aber ich habe mir meine Unschuld für dich aufbewahrt. Ich bin das Bindeglied zwischen den Welten.
Wir beide sind dazu bestimmt, die Welt hinter dem Portal aufrecht zu erhalten. Unsere Vereinigung wird neues Leben bringen, die Krafttiere stärken, denn schon lange gab es keine menschlichen Verbindungen mehr, die Stabilität erzeugten.«
Michael sprach weiter, Svea saß ihm gegenüber, biss von Zeit zu Zeit in ihr Brötchen und nippte an ihrer Tasse Kaffee. Langsam begann sie zu begreifen, woher ihre Sehnsucht nach dem Wald herrührte.
Wärme durchzog ihren Körper, als der Mann sich erhob, zu ihr kam und sanft ihre nackte Haut mit Küssen überzog. Jeden Winkel liebkosten die Lippen, Finger streiften die entstandene Gänsehaut entlang. Der Frauenkörper rekelte sich in wollüstiger Bereitschaft auf eine neue Vereinigung. Das feuchte Tal öffnete sich weit, um die Männlichkeit in sich aufzunehmen. Er setzte sie auf den Küchentisch, fegte alles beiseite, was störte. Mit einem heftigen Stoß versank er im weiblichen Schoß. Sie entspannte sich derart, dass Michael dachte, komplett in ihr zu versinken.
Mit leichten Stößen trieb er Svea einem Höhepunkt entgegen, die er ruhen ließ, bevor sie diesen erreichte.
»Nein, bitte, mach weiter. Das soll nicht aufhören, das wunderbare Gefühl«, schluchzte sie leise auf. »Wir müssen es lange tun, das ganze Leben und darüber hinaus, bis in die Ewigkeit. Halt mich ganz fest.«
Michael hob sie vom Tisch herunter, legte sich mit ihr auf den Boden. Küssend bildeten sie eine Einheit. Sie verschmolzen zu einem Körper, verloren sich in Zeit und Raum. Wellen der Ekstase schüttelte ihre Leiber. Bis sie stoßweise keuchend auseinanderfuhren und der Raum sich mit dem Duft ihrer Liebe füllte. Tropfen der Liebessäfte rannen aus Svea heraus.
»Das soll niemals enden. Ich werde dein sein bis in alle Ewigkeit. Jede Widrigkeit werde ich gemeinsam mit dir bekämpfen«, sprach Michael und strich dabei sanft eine Strähne von Sveas Haar aus ihrem Gesicht.
»Auch ich werde dein sein. Ich werde dich begleiten, wohin du auch immer gehst. Kein Weg wird mir mit dir zu weit sein, kein Berg zu hoch, kein Tal zu tief.«
»Und ich werde euch nicht im Weg stehen!«
Die beiden Liebenden schraken hoch.
»Jonas!«
»Ja, ich. Eigentlich wollte ich dich überraschen mit meinem vorzeitigen Besuch. Aber nun hast du mir eine Überraschung gegeben, die ich so nach unserem gestrigen Telefonat nicht erwartet hätte.«
»Bitte, lass mich dir erklären ...«
»Lass gut sein, Svea. Ich bin hier fehl am Platz, wie du schon immer fehl am Platz in der Stadt warst. Bleib hier und werde mit ihm glücklich.«
Bevor Svea etwas unternehmen konnte, verschwand Jonas wieder, so wie er gekommen war, lautlos. Nur das Geräusch des davonfahrenden Autos bestätigte seinen Abgang.
Tränen rannen Svea über die Wangen.
»Was habe ich getan?«
Warme Arme legten sich um ihre Schultern, zogen sie zum vertraut riechenden Oberkörper und boten ihr den nötigen Schutz.
»Du hast getan, wie dein Herz dir befahl. Wir sind auserwählt, waren es immer. Niemand darf uns jetzt mehr trennen.«
Sich gegenseitig umarmend verschmolzen sie ein weiteres Mal.