Sonntag, 4. Dezember 2016

Babsis Adventabend

»Was hat er mit mir vor?«, fragte sich Babsi, als Carl ihr den dunklen Seidenschal um den Kopf band und ihr somit das Sehen verweigerte.
Ihr Herz schlug schneller, der Atem stockte. Seine Finger hinterließen auf ihrer Haut eine unsichtbare Spur, heiß und geheimnisvoll.
Mit einem leichten Ruck deutete Carl, ihm zu folgen. Babsi setzte Fuß vor Fuß, in kurzer Abfolge, unsicher, wohin er sie führen würde. Kein Drängen seinerseits. Durch seine Geduld fühlte sich die Frau Anfang dreißig geborgen und behütet.
Ohne Kleidung durch unbekannte Räumlichkeiten zu laufen, war eine neue Erfahrung. Das Haus war so groß, aber wer sich außer ihnen beiden darin aufhielt, wusste sie nicht. Sie war das Risiko eingegangen, sich mit dem Geschäftsführer ihrer Firma zu treffen, der sie schon seit längerer Zeit geheimnisvoll umwarb. Als Vorgesetzter unnahbar, streng und fordernd. Immer sachlich korrekt. Seine Kleidung akkurat, wie es sich für einen Mann in leitender Position gehörte. Das Blitzen in seinen Augen passte nicht zu dieser Professionalität, sobald er sie sah. Die anderen weiblichen Angestellten blickte er nie so an.
Babsi lächelte dann immer kokett zurück. Das Bewusstsein, ihn auf irgendeine Weise zu reizen, gefiel ihr. Zumal es hieß, er sei Single. Sie war es auch.
Eines Tages kam die Einladung.
»Sehr geehrte Frau Schneider, ich würde mich freuen, wenn Sie mir die Ehre geben, mich zu einem Event zu begleiten. Datum, Uhrzeit, Ort
Mit besten Grüßen
Carl von Sewahausen«
Ihr Herz hüpfte, als sie dies las. Sofort kam ihr Kleiderschrank unter die Lupe, nichts Passendes darin. Ihr Geldbeutel sagte, etwas Neues kam nicht in Frage.
Was zog man zu einem Event an? Und was für eines war das überhaupt? Zu fragen, traute sie sich nicht. Resigniert wollte sie absagen, aber eine Absage verwehrte er ihr.
Seine Augen hatten ein Funkeln, das jeden Widerspruch im Keim erstickte. Also wurde jegliches Ansprechen auf diesen Abend nicht mehr in Betracht gezogen.
Die Sorge mit der Kleidung hätte sie sich ersparen können, denn nun trug sie keine. Nur Schuhe, die höchsten, die sie besaß. Ein Geschenk von Thomas, ihrem Exfreund. Rot wie Blut und Sünde. Der schwarze enge Rock, die weiße Bluse sowie die zarte rosafarbene Spitzenunterwäsche lagen in der Bibliothek. Kein Hinterfragen, warum. Die Luft umspielte ihren Körper, als sie durch die unbekannten Räumlichkeiten schritten. Seine Hand war warm, seine Finger strichen über ihren Handrücken. Ein kleiner Schauer jagte über ihren Rücken, stellte die feinen Härchen auf den Armen hoch.
In der Ferne erklangen Stimmen, mit jedem Schritt lauter werdend. Eine Unruhe breitete sich in ihr aus. Ihr Magen fühlte sich flau an und ihre Knie weich. Wäre nicht die zärtlich führende Hand gewesen, Babsi wäre stehen geblieben, vielleicht sogar rückwärts gegangen. So aber folgte sie Carl weiter wie der Minuspol dem Pluspol auf einem Magneten. Bloß nicht den Kontakt verlieren.
Das Gemurmel verstummte. Als wäre eine Tür geschlossen worden, dabei wurde eine geöffnet, der Windhauch verriet es. Dahinter strömte warme Luft an ihr vorbei.
Die Hand löste sich, um sofort ihren Rücken zu berühren, ihre Wirbelsäule entlangzustreichen.
Babsi streckte sich unbewusst, reckte ihren Brustkorb vor und zog leicht den Bauch ein. Selbstbewusstsein war das gerade nicht, aber es die Handlung vollzog sich automatisch. Ein Raunen durchflutete den Raum.
Die Haltung wahrend blieb die junge Frau so stehen. Innerlich bebte sie, hatte das Bestreben, sich umzudrehen und zu flüchten. Die Hand hinderte sie, liebevoll über ihren Po gleitend.
Ein Kribbeln durchzog ihren Unterleib, die Berührung war intim. Obwohl Carl mitnichten ihre Scham oder sonstiges anfasste. Hormone durchströmten ihren Körper, ihre Vagina reagierte und die erste Feuchtigkeit einer Lust küsste ihre Schamlippen.
Mit leichtem Druck drängte er sie jetzt, weiter in diesen Raum zu treten. Tippelnd vollzogen ihre Füße dies. Der Fußboden darunter klang nach Holz.
»Parkett, bestimmt ist das ein edles Parkett«, dachte Babsi. Um sich abzulenken, rief sie sich Muster in Erinnerung, die sie in Schlössern und Herrenhäusern, wie auch dieses eines war, gesehen hatte.
Ein Finger gegen ihre Schulter stoppte ihre Reise. Überall waren Laute atmender Menschen zu hören. Ihre Nase erschnupperte After Shaves, Parfüms und urmenschliche Gerüche. Diese Vielfalt an Pheromonen wandelte diese in weitere Hormonschübe um. Was der fehlende Sehsinn die Wahrnehmung der anderen Sinne begünstigte.
Auf Anforderung stellte sie ihre Beine etwas auseinander. Fingerkuppen ertasteten ihre Erregung an den Brüsten. Stromschläge, Knistern, Babsi keuchte auf. So lange hatte sie auf solches verzichtet. Thomas kam ihr kurz in den Sinn. Dieser Schuft. Weitere Gedanken wurden verwehrt. Ihre Haut kribbelte unter den gefühlvollen Streicheleinheiten mehr als einer  Person. Ob männlich oder weiblich?
»Einfach nur schön. Ich sollte es genießen. Auch wenn es fremde Leute sind.«
Die Frau genierte sich nicht, obwohl sonst selbst Saunagänge eher eines ihrer Tabus waren, vor allem bei gemischten. Und jetzt, fremde Menschen, die sie nicht einmal sah. Fremde Umgebung. Offenbarung ihrer Weiblichkeit. Carl schien sie verhext zu haben. Nur womit?
Plötzlich stupste etwas gegen ihr Perle. Kühl. Ein Schauer erzeugte mehr Begierde. Verlangen nach körperlicher Vereinigung. Harmonie der Leiber.
Als das Kühle anfing zu vibrieren, gaben ihr Beine leicht nach. Finger kniffen ihre harten Brustwarzen, sie wusste, dass sie erregt war. Ihr gesamter Körper war auf Sex eingestellt. Ihr Mund öffnete sich leicht. Unkontrolliert entkamen den Lippen Laute der Wollust. Erst leise, bald schon ungehemmt lauter werdend. Spuren auf ihrer Haut vermehrten die Ekstase.
Ihre Schamlippen waren nass, der Windhauch verriet es. Jemand führte ein phallusartiges Ding in ihre Vagina ein. Das Ausfüllen und Aufdehnen war so wunderbar. Paralysiert stand sie da. Ihre Gedanken wurden leer. Obwohl sie schon die Augenbinde trug, wurde ihr schwarz vor Augen. Hitze durchströmte alles. Ihre Härchen waren aufgestellt. Ein Urschrei, als der künstliche Phallus tief in ihr vibrierte und gleichzeitig gedrückt sowie gedreht wurde.
Ihr Unterleib zuckte in Erfüllung der Sehnsucht.
Babsis Beine gaben den Dienst auf. Der unbewusst erwartete Aufprall blieb aus. Starke Arme fingen sie auf. Wie auf Wolken schwebte sie irgendwohin.
»Carl, das ist ein guter Fang. Den solltest du dir behalten.«
Leise, wie durch Watte, nahm die junge Frau die Stimme wahr. Auch andere meldeten sich.
»Diese weiße Haut, wie aus Alabaster. Die schwarzen Haare und der Herzmund. Sie ist fast perfekt. Aber Jungfräulichkeit hätten wir jetzt nicht erwarten können.«
»Dieser zarte Flaum auf ihrer Venus. Schön, dass es noch Frauen gibt, die die Natur verehren.«
»Sie trägt das richtige Feuer in sich. Und sie ist bereit, zu empfangen. Das wird eure Nacht werden, Carl.«
Die letzte Stimme war eindeutig weiblich. Dennoch, Babsi tauchte noch in den Sphären der erlebten Wollust. Sie hörte und verstand.
Der Stoff unter dem Rücken war kalt und glatt. Ohne dass jemand etwas gesagt hätte, öffnete sie ihr Dreieck, bot Carl oder wer sonst anwesend, ihr Heiligtum an. Keine Scham regte den Widerstand an. Leise Schritte und das Schließen der Tür verrieten das Verlassen des Raumes einiger Personen.
Atemgeräusche waren noch vernehmbar.
»Meine schöne Barbara. Wie lange habe ich darauf gewartet, dich zu finden.«
Carls Stimme, nicht geschäftsmäßig kalt, sondern warm und zärtlich. Wie ein Liebhaber.
Seine Lippen begegneten ihren. Die Zungen begannen einen feurigen Tanz, der die Finger mitriss. Beide berührten den Körper des anderen. Haare wurden zerwühlt, Erhebungen umkreist. Mit rotierendem Becken drängte Babsi gegen Carl. Seine harte Männlichkeit sprach aus, was selbst in ihr herrschte. Ein Sturm der Leidenschaft, in den beide versanken. Die Vereinigung wirbelte die Hormone weiter auf, erhitzte das Blut in den Lenden, verstärkte die Wollust. Die Spielwiese war groß genug, dass sie die Leiber der Liebenden darauf herumwälzen konnten. Ein Schachzug der Natur brachte beide gleichzeitig zur Explosion. Zuckendes Fleisch, das eine spie die füllende Flüssigkeit aus, das andere sog es in sich hinein in die fruchtbare Höhle.
Liebevoll deckte Carl die feuchten Körper zu. Die Augenbinde verschwand. Babsi erblickte Augen, die von Liebe sprachen. Von der Glut der Lenden. Der Leidenschaft.
»Kennst du eigentlich die Legende der heiligen Barbara?«
Ihr Kopfschütteln veranlasste Carl, weiterzureden.
»Man stellt Kirschbaumzweige am 04. Dezember in ein Gefäß mit Wasser. Wenn diese an Weihnachten blühen, wird das kommende Jahr fruchtbar und segensreich. Nun, ich habe keine Zweige, aber ein wunderbares Gefäß gefunden. Dieses möchte ich nicht mehr verlieren.«
Der abschließende Kuss und die müden Geliebten schliefen in harmonischer Umarmung ein.

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